F wie Franken

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weinreben bei volkach an der mainschleife

Deutschland ist ein Weinland! In dieser Serie stellen wir die dreizehn deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein vor. Thema dieses Beitrags ist Franken- eines der  mittelgroßen Weinländer in Deutschland.

Eine Reise entlang am Main

Stellen Sie sich vor, Sie unternehmen einen Bootsausflug auf dem Main. Gemütlich fahren Sie stromaufwärts, schlängeln sich vorbei an Aschaffenburg, Elsenfeld und Kleinheubach. Sie schauen in Karlstadt vorbei, Würzburg und, ach ja, auch Ochsenfurt. In Mainstockheim gehen Sie an Land, wandern durch malerische Weinberge bei schönstem Wetter in Richtung Dettelbach, vielleicht sogar bis Schnepfenbach und Eschendorf. Unterwegs kehren Sie bei kleinen Wirtshäusern, den hier sogenannten Heckenwirtschaften, ein. Natürlich wird leckerer Wein direkt vom benachbarten Weinberg kredenzt, ein gehaltvoller Silvaner oder ein spritziger Müller-Thurgau oder vielleicht auch mal ein herrlicher Bacchus. Aufgetischt werden deftige Mahlzeiten, oft frischer Schinken und duftendes Brot. Herrlich ist‘s. Na, auf den Geschmack gekommen? Wo wir sind? Wir sind in Franken unterwegs.

Wechselvolle Jahrhunderte im Weinanbau

Silvaner, Müller-Thurgau, Bacchus – der fränkische Wein hat wahrlich eine lange Geschichte. Belegt ist der Weinbau bis ins frühe Mittelalter, dem Jahr 777 nach Christus. Karl der Große unterzeichnete höchst selbst die Schenkungsurkunde für Hammelburg. Zwei Jahre später tat er dasselbe nochmal für Würzburg. Weinerzeugung war seinerzeit Sache der Kirche. Schließlich benötigten vor allem die Klöster immer guten Messwein. Auf unglaubliche 40.000 Hektar Anbaufläche wuchs im Lauf der Jahrhunderte die Anbaufläche an. Im Mittelalter übertraf Franken das Moselgebiet und die Rheinischen Flächen und war mit Abstand das größte Anbaugebiet. Auf diese Hochzeit folgte der Absturz, im 20. Jahrhundert gab es in Franken auf nur rund 2.000 Hektar Weinreben.

Der heimliche Star unter den Weißen

Heute gibt es in Franken etwas mehr als 6.200 Hektar Rebfläche, die sich auf 81 Prozent Weißweine und 19 Prozent rote Weinsorten aufteilen. Damit gehört Franken zu den mittelgroßen Weinländern in Deutschland. Mehr als 4.100 Betriebe gibt es in der Weinerzeugung in 84 Weinorten. Ungefähr 3.000 von ihnen sind in 6 großen Erzeugergemeinschaften organsiert. Von 950 Weingütern kann man die Produkte direkt vor Ort erwerben. Viele haben eine kleine Schankwirtschaft dabei, manchmal lädt der Winzer den Wanderer auch zum Verkosten in den eigenen Garten ein. Neben Riesling, Kerner, Bacchus und dem am meisten angebauten Müller-Thurgau ist eine andere Weißweinsorte der heimliche Star in Franken: der Silvaner. Seit 1659 gibt es ihn hier und er fühlt sich wahrlich pudelwohl. Wussten Sie, dass der Silvaner aus einer Kreuzung vom Traminer, einer der ältesten Rebsorten der Welt, und der alten autochthonen Weißweinsorte „Österreichisch Weiß“ entstanden ist? In der Vergangenheit hat so mancher Weinbauer und Gast den Silvaner manchmal auch „Österreicher“ genannt. Lange Zeit war diese Kreuzung nicht klar. Erst modernste Gen-Analyse brachte die Überraschung zu Tage..

Drei besondere Terroirs

Am Silvaner kann man besonders das Terroir schmecken. Kein Silvaner ist wie der andere. Obwohl oft erdig und mineralisch ist er immer fruchtig. Das kann im Geschmack von Apfel, Grapefruit, gelber Pflaume bis zur Quitte reichen. Ein Silvaner kann ein filigraner Tropfen sein oder als körperreicher Wein daherkommen. Das Terroir bestimmt, was er ist.
Drei einzigartige Terroir-Bereiche gibt es in Franken: Buntsandstein, Muschelkalk und Keuper. Vor mehr als 250 Millionen Jahren wurden hier die Grundlagen im Trias für die heutigen einzigartigen Weine gelegt. Da der Main in den Jahrtausenden sich abenteuerlich an manchen Stellen in die Formationen gefräst hat, sind auch die geometrischen Ausgangslagen ganz besondere für die Weinproduktion. Neben sanften Hügeln gibt es auch halsbrecherische Schräglagen als Weinhänge zu bestaunen.

Der Bocksbeutel – 100 Prozent Franken

Und noch etwas ist einzigartig und unverwechselbar für das Weinland Franken: das ist die Flasche. Die rundliche Form mit dem ulkigen Namen „Bocksbeutel“ ist auf ein keltisches Tongefäß zurückzuführen, gefunden aus der Zeit von 1.400 v. Chr.
Wer’s nicht glaubt, kann sich das Fundstück im Mainfränkischen Museum in Würzburg anschauen. Seit 1989 ist der Name Bocksbeutel übrigens EU-rechtlich geschützt. Fast alle der jährlich produzierten 50 Millionen Flaschen Frankenwein werden also abgefüllt – im Bocksbeutel.

 

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