Primeurs 2015: Was bietet der Bordeaux-Jahrgang 2014?

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In der ersten Aprilwoche fanden, wie in jedem Jahr, die Primeurs in Bordeaux statt. Bei dieser „En Primeurs-Verkostung“ kommen große Weinkritiker und Einkäufer aus aller Welt zusammen, um einen ersten Eindruck von der Qualität des aktuellen Bordeaux-Jahrgangs zu erhalten. Diese Eindrücke möchten wir Ihnen natürlich nicht vorenthalten.

Geschäfstführer Clemens Scheumann bei den Primeurs-Verkostungen
Clemens Scheumann, Geschäftsführer von Vineshop24, begleitete unseren Frankreich-Kenner bei den Primeurs 2015 ins Bordeaux.

Primeurs 2015: Was bietet der Bordeaux-Jahrgang 2014?

Die vorgestellten Weine haben erst einige wenige Monate Fassreifung hinter sich. Sie werden also mitten im „Entstehungsprozess“ verkostet. Nur erfahrene Expertinnen und Experten können beurteilen, was der präsentierte Jahrgang letztlich wohl bieten wird. Bei allen Unwägbarkeiten ist es ein Stück weit eine Wette auf die Zukunft, die aber großen Einfluss auf die Preisentwicklung hat.

Exklusive Eindrücke der Primeurs aus dem Bordeaux

Nun wurde also der Jahrgang 2014 vorgestellt. Unser Einkäufer und Experte für Weine aus Frankreich war mit Geschäftsführer Clemens Scheumann selbst vor Ort auf Château Gruaud-Larose. Wie ist der Jahrgang zu bewerten? Exklusiv für Vineblog24 schildert der Frankreich-Experte seine Eindrücke:

Jeder Jahrgang besitzt seinen eigenen Charakter und eine eigene Identität. Vergleiche mit anderen Jahrgängen lassen sich daher nur bedingt anstellen, weil sich die Umstände, unter denen der Wein hergestellt wird, nie vollständig gleichen. Möchte man einen Bezug zu vorherigen Jahren herstellen, so dürfte sich der Jahrgang 2014 als guter, wenn sicherlich auch nicht spektakulärer Jahrgang darstellen.

Er dürfte nicht ganz die Qualität des 2010er erreichen; er liegt möglicherweise zwischen der Qualität der Jahrgänge 2008 und 2010. Die Weine erscheinen als eher traditionelle Bordeaux. Sie sind keine Kraftprotze, wie beispielsweise in den sonnenverwöhnten Jahren 2003 oder 2009. Es handelt sich jedoch um typische Bordeaux, die über der Qualität der Jahrgänge 2011, 2012 und 2013 liegen werden, wobei dieses allerdings auch nicht besonders schwierig sein dürfte.

Vielen Weinen fehlte es an Länge

Chateau-Gruaud Larose, Ort der Primeurs-Verkostungen.
Das Schloss von Gruaud Larose, eine Aufnahme während der Primeurs-Verkostungen.

Eine Tendenz fiel jedoch insgesamt auf: Einer Vielzahl von verkosteten Weinen fehlte es zum Teil an Länge. Bei der Verkostung stellten wir fest, dass sich insbesondere die Médoc oder Haut-Médoc-Vertreter von ihrer besten Seite zeigten. Hier dürften einige zukünftige Schnäppchen zu machen sein. Auch die Appellation St. Estèphe schlug sich wacker, die Weine erschienen bereits jetzt vergleichsweise ausgewogen und ließen den ihnen oft nachgesagten, sehr männlichen Charakter nicht zu sehr hervortreten. Margaux performte durchschnittlich, St. Emilion war nicht schlecht, positiv fielen jedoch auch einige Pomerol-Weine auf.

Die Preisentwicklung bleibt abzuwarten. Auf der kurz zuvor stattfindenden Messe ProWein und in Bordeaux selbst munkelte man hinter vorgehaltener Hand, dass nun auch, analog zur Qualität des Jahrganges, die Preise wieder anziehen würden. Dies wäre das falsche Signal. Bordeaux wäre anzuraten und dem Weingenießer zu wünschen, dass die Preise in einem vernünftigen Rahmen bleiben und eben nicht steigen. Nach den letzten drei schlechten Jahrgängen wären die Verantwortlichen im Bordelaise gut beraten, die Preise moderat und den Ball flach zu halten. Sie könnten hiermit verlorenes Terroir, pardon, Terrain zurück erobern. Ziehen die Preise jedoch wieder an, würde eine neue Ebene der Preisinflation bei Bordeaux-Weinen erreicht werden.

Bordeaux hat bei diesem Jahrgang die einmalige Chance, durch eine vernünftige Preisgestaltung die Weine in einem attraktiven Licht darzustellen. Der Jahrgang 2014 wird als guter, jedoch nicht überdurchschnittlicher Jahrgang insbesondere daran gemessen, was man für ihn bezahlen wird.

Was halten Sie von der Beurteilung unseres Einkäufers für Frankreich-Weine? Waren Sie vielleicht selbst bei den Primeur-Verkostungen und haben dieselben Eindrücke gehabt? Wir freuen uns über Ihr Feedback.

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