Weinmythen und -Irrtümer (Teil 3)

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Weinmythen

Ob ein Wein schmeckt oder nicht hängt maßgeblich von den individuellen Vorlieben ab. Dennoch lassen sich viele Weintrinker bei der Wahl oder Beurteilung der edlen Tropfen von Dogmen leiten, die heute längst als überholt gelten. Im Folgenden wollen wir euch weitere große Mythen und Irrtümer über die Qualitätskriterien von Wein vorstellen und verraten euch, was dahinter steckt.

Der Jahrgang bestimmt die Qualität

Es lässt sich nicht leugnen: die Witterung hat tatsächlich einen Einfluss auf das Wachstum und die Entwicklung der Reben und Trauben. Gerade in den Weinregionen Mitteleuropas wie Deutschland, Österreich, Norditalien oder Frankreich können der Geschmack und die feinen Aromen des Weins von wärmeren, kälteren oder feuchten Wetterbedingungen abhängen. Die Anzahl der Sonnenstunden und die Temperatur bestimmen beispielsweise, ob sich im Wein eher Säure oder Süße herausbildet. Dabei handelt es sich jedoch zunächst um Charakteristiken eines Jahrgangs und nicht zwangsläufig um Qualitätsmerkmale. Es ist daher schlichtweg falsch, pauschal zu behaupten, dass ein schlechtes Jahr automatisch schlechte Weine hervorbringt. Erfahrene Winzer besitzen die Fähigkeit und das nötige Know-how, um aus dem Saft der Trauben in jedem Jahr Top-Weine zu produzieren, die den Anforderungen von Weingenießern zu hundert Prozent gerecht werden. Der Jahrgang definiert bei hochwertigen Weinen bis zu einem gewissen Grad deren Geschmackseigenschaften, teilt sie jedoch nicht immer in gut oder schlecht ein.
Lediglich auf die Menge und die Qualität eines Eisweins nimmt das Wetter einen entscheidenden Einfluss, denn dieser kann nicht produziert werden, wenn der Ernte der Trauben keine längere Frostperiode bei Temperaturen um minus sieben Grad Celsius vorangegangen ist.

Süße Weine sind von minderer Qualität

Noch vor wenigen Jahrzehnten hatte diese Annahme tatsächlich einen gewissen Wahrheitsgehalt. Schuld daran war die deutsche Massenproduktion von Weißweinen geringer Qualität, denen zur Aufwertung des Geschmacks hohe Mengen an Süßreserve zugesetzt wurden. Diese Weine, allen voran die berühmte Liebfrauenmilch, wurden im großen Stil ins Ausland exportiert und waren in den Siebziger- und Achtzigerjahren als Billigware im Supermarkt erhältlich. Nicht nur in Deutschland begründete die Liebfrauenmilch, deren Genuss sich am nächsten Tag oft mit starken Kopfschmerzen bemerkbar machte, das schlechte Image süßer Sorten. Dabei verlangen edelsüße Weine eine aufwendige und zeitintensive Kultur und sorgfältige Verarbeitung der Trauben und gehören daher zu den kostbarsten und langlebigsten Sorten überhaupt.
Übrigens: selbst die Produktion der legendären Liebfrauenmilch ist heute strengsten Qualitätskriterien unterworfen und bringt bisweilen überraschend aromatische Weine hervor.

Medaillen und Punkte kennzeichnen gute Weine

Auszeichnungen aller Art suggerieren Konsumenten immer Top-Qualität, und dies ist auch bei Medaillen und von Weinkritikern vergebenen Punkten, die auf dem Flaschenetikett zu sehen sind, der Fall. Mancher Weingenießer schließt daher bei Weinen ohne deutlich erkennbare Auszeichnung auf eine mindere Qualität – und liegt damit völlig falsch. Viele Winzer, die für ihre Weine regelmäßig ausgezeichnet werden, verzichten nämlich ganz bewusst darauf, diese auf ihre Etiketten drucken zu lassen.
Und: Selbst Medaillen und die Punktevergabe durch renommierte Weinkritiker können nicht garantieren, dass der betreffende Wein tatsächlich alle Erwartungen erfüllt. Auch Weinkenner beurteilen nach ihrem individuellen Geschmacksempfinden, und dieses ist nicht allgemeingültig. Verlasst euch daher lieber auf euren Instinkt und probiert einfach die Weine aus, die euer Interesse geweckt haben – ob mit Auszeichnung oder ohne.

Top-Weine findet man nur im Weinladen

Diese Annahme gilt längst als überholt, denn niemand muss heute mehr Spezialitätenläden ausfindig machen, um kulinarische Spitzenprodukte erstehen zu können. Dies gilt vor allem für Wein, denn selbst Supermärkte bieten anspruchsvollen Konsumenten heute eine ansehnliche Auswahl an internationalen Weinen. Natürlich heißt das nicht, dass Sie dem Weinhändler Ihres Vertrauens jetzt den Rücken kehren sollten. Denn gute Beratung ist besonders beim Weinkauf unbezahlbar.
Online überzeugt die Möglichkeit, das breit gefächerte Sortiment in aller Ruhe von zu Hause aus zu durchstöbern, verschiedene Sorten, Regionen und Länder zu vergleichen und auf Basis umfassender Hintergrund-Informationen die richtige Wahl zu treffen, immer mehr Weinfreunde. Selbst Besonderheiten und begehrte Raritäten können bei Online-Weinhändlern entdeckt und einfach per Mausklick bestellt werden. Auch faire Preise und die Lieferung nach Hause, die das Tragen von Flaschen und Weinkisten erspart, sprechen dafür, öfter im Netz nach edlen Tropfen zu suchen.

Fazit

Althergebrachte Weisheiten über die Qualität von Wein halten sich hartnäckig, entbehren jedoch jeder Grundlage. Lasst euch von solchen Dogmen nicht leiten, sondern erfreut euch am Probieren neuer Sorten und lasst euch von deren Geschmacksnoten überraschen – ob lieblich süß, frisch und trocken, vielfach ausgezeichnet oder als gut gehütetes Geheimnis.

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