Chablis – bei diesem Namen schwingt eine ganze Menge mit: Chablis steht für trockene Chardonnay-Weine aus Frankreich von herausragender, unverwechselbarer Qualität. Gleichzeitig haben einige Fehlentwicklungen dazu geführt, dass in vergangenen Jahrzehnten Weine den Namen Chablis trugen, die auch nicht im Entferntesten etwas mit dem französischen Weinbaugebiet und seinen Weinen zu tun hatten. Die sprichwörtlichen ABC-Trinker („Anything but Chardonnay“) gab es nicht zuletzt wegen vermeintlichen Chablis-Weinen, die einfach nur Geschmacksverirrungen waren. Aber der Reihe nach …
Was verbirgt sich hinter Chablis-Weinen? Grundlegende Fakten …
Namensgebend ist die etwa 2.000 Einwohner zählende Stadt Chablis nahe Auxerre. Die Kleinstadt liegt etwa 180 Kilometer südlich von Paris. Die Weinberge der Region sind die nördlichsten im Burgund. Die Lage um den 48. Breitengrad auf nahezu gleicher Höhe wie die Stadt Basel bedeutet, dass man hier sozusagen an die Grenzen des Weinbaus stößt. Kühler darf es kaum werden. Die Böden sind ganz wesentlich geprägt von Ton und Austernkalk. Chablis-Weine bestehen ausschließlich aus Chardonnay (regional auch Beaunios genannt).
All das zusammengenommen macht die unverwechselbare Qualität hochwertiger Chablis-Weine aus. Das kühle Klima ist ein Garant für einmalig frische, klare Weine. Die Böden verleihen den kraftvollen Chardonnay-Weinen eine große Mineralität und Nuancen von Feuerstein sind ein klares Zeichen, einen feinen Chablis im Glas zu haben. Hochwertige Chablis duften nach Blüten, grünen Äpfeln, Zitronen und Grapefruit. Hier kommt die wunderbare Eigenschaft der Chardonnay ins Spiel, Eigenheiten eines Terroirs sehr authentisch zu transportieren. Chablis galt lange als Inbegriff eines trockenen und säurebetonten Weißweins. Traditionell wird er im Edelstahltank ausgebaut, was die Frische, die stahlige Säure und die Fruchtbetontheit nochmals hervorhebt. Eine jüngere, konkurrierende Schule setzt aber seit einiger Zeit auch auf im Holz ausgebaute Chablis.
Welche Qualitätsstufen von Chablis-Weinen gibt es?
Vier. Dies sind:
Chablis Grand Cru-Weine: Die Reben für diese Weine wachsen größtenteils auf dem Gemeindegebiet des Städtchens Chablis. Sieben Einzellagen dürfen den Namen Grand Cru verwenden. Sie liegen auf den Hügeln gegenüber der Stadt am Ufer des kleinen Flusslaufs Serein. Die Lagen heißen Blanchot, Bougros, Les Clos, Grenouilles, Preuses, Valmur und Vaudésir. Die Anbauflächen sind gen Südwesten ausgerichtet und werden den ganzen Tag bis in den Abend von der Sonne beschienen.
Chablis Premier Cru-Weine bezeichnen die zweithöchste Qualitätsstufe an Chablis-Weinen. Von den insgesamt 40 Premiers Crus Lagen wurden 17 als wichtig eingestuft. Zu diesen 17 zählen beispielsweise Mont de Milieu, Montmains oder Vosgros. Die Nachbarlagen wurden diesen wichtigen Einzellagen zugeordnet. Dem Winzer steht es frei, ob er den bekannteren übergeordneten Lagennamen oder aber den geografisch genaueren, untergeordneten Namen auf dem Etikett benennt.
Die dritte Qualitätsstufe: Chablis AC-Weine. Hier handelt es sich um die größte Menge der Chablis-Weine. Die kalk- und tonhaltigen Böden prägen auch diese Weine, die allerdings wegen der nicht optimalen Ausrichtung der Hanglagen zur Sonne nicht an die höheren Qualitäten heranreichen. Trotzdem gibt es sehr gute Chabils AC-Weine, die Niveau-Schwankungen sind allerdings sehr groß.
Petit Chablis-Weine schließlich stehen am Ende der Rangfolge. Sie wachsen vor allem auf Portland-Kalkstein. Die Weine von diesen Böden sind weniger prägnant als die anderen Chablis-Kreationen.
Die Herausforderungen der nördlichen Lage
Es ist bereits angeklungen: Das Chablis-Gebiet liegt für den Weinbau sehr nördlich und muss sich deshalb den Herausforderungen eines kühlen Klimas stellen. Es ist Segen und Fluch zugleich. Segen, weil die kühlen Temperaturen Voraussetzung für die frischen, säurebetonten Weine sind. Fluch, weil Frühjahrsfröste in April- und Mai-Nächten ganze Ernten vernichten können.
Um dem zu entgehen wurden nach katastrophalen Ernteausfällen in den 1940er- und 1950er-Jahren sogar Heizöfen zwischen den Rebreihen installiert. Seit Ende der 1970er-Jahre wurden die Öfen durch ein neues, raffiniertes System ersetzt: Nahe der Rebtriebe werden zahlreiche Beregnungsanlagen zur Bekämpfung des Frosts eingesetzt. Bei Erreichen der Frostgrenze wird die Anlage eingeschaltet. Um die jungen Triebe legt sich, vereinfacht formuliert, eine schützende Eisschicht. Der Clou: Wasser gibt beim Gefrieren geringe Wärme ab, die für den Schutz der Knospen ausreichend ist.
ABC-Trinker – Die Sache mit dem Image-Problem
Chablis – das war lange Jahre gleichbedeutend mit einem hochwertigen Weißwein. Wer etwa in den 1980er-Jahren einen Chablis orderte gab damit auch gleich zu erkennen, Anhänger der gehobenen Küche zu sein. Doch die Erfolgsgeschichte konnte nicht durchgängig fortgeschrieben werden. In den 1980ern stieg die internationale Nachfrage enorm. Im Chablis stiegen die Erträge je Hektar deutlich, während die Qualität der Weine sank und sank. Noch fataler: Weil die Marke „Chablis“ nicht geschützt war, gab es plötzlich auch Chablis aus Kalifornien oder Australien. Oft enthielten sie nicht einmal Chardonnay. Chablis, das stand einfach für einen trockenen Weißwein. Das Ganze ging sogar soweit, dass zeitweilig ein „Pink Chablis“ angeboten wurde. Dabei werden im „wahren“ Chablis keine roten Trauben angebaut.
Erst seit 2008 verbietet ein Markenschutzrechtabkommen zwischen den USA und der EU den Gebrauch der Herkunftsbezeichnung, wenn es sich – man kann es nicht anders sagen – um Etikettenschwindel handelt. In England hatte sich allerdings längst aufgrund absurdester Kreationen der Protest-Slogan „ABC = Anything but Chardonnay“ unter Weinliebhabern etabliert. Die Winzer im Chablis stehen nun vor der langfristigen Aufgabe mit ihren Weinen unter Beweis zu stellen, dass beim Bestellen eines Chablis wieder etwas Besondere mitschwingen kann. Einen Vertreter, den wir dabei empfehlen können ist z.B. Château de Chemilly.