Preisfrage: Welches ist die Traum-Stadt für den Weinliebhaber, gehasst von seiner Ehefrau? Richtig, Saint-Émilion. Ein Weinladen am anderen, Schuhgeschäfte Fehlanzeige. Naja, fast.
Aber versuchen wir eine andere Annäherung. Wir reisen über die Autobahn von Bordeaux kommend an, vermeiden den letzten, mautpflichtigen Abschnitt, erreichen die Tore der Stadt – und finden erst mal keinen Parkplatz. Denn es sind Sommerferien in Frankreich und Saint-Émilion ist einer der touristisch am meisten frequentierten Orte im Hexagon. Einfach ausgedrückt: Vermeiden Sie Saint-Émilion zu solchen Stoßzeiten, denn es macht keinen Spaß dort. Das Risiko, mit verbeultem (Miet)Wagen nach Hause zu kommen und gar nicht erst in die Geschäfte hereinzukommen vor Menschenmassen, ist viel zu hoch.
Stattdessen empfiehlt sich das Frühjahr oder der Herbst. Die mediterranen Temperaturen erlauben auch zu dieser Zeit eine Visite mit gutem Wetter und alle Beteiligten sind deutlich entspannter. Nur wenn die Winzerbruderschaft Jurade Saint-Emilion den Beginn der Weinlese Mitte September einleitet und zahlreiche Gäste begrüßt, um die neue Ernte zu feiern, wird es noch mal voll, meist außen und innen.
Historischen Sehenswürdigkeiten
Saint-Émilion hält ein Füllhorn von historischen Sehenswürdigkeiten bereit. Die Reste der Stadtmauer, der Wehrturm, die große Felsenkirche, die Grotte des Einsiedlers, die Stiftskirche oder das Franziskanerkloster, alle sind einen Besuch in diesem malerischen, mittelalterlichen Städtchen, mit seinen knapp 2000 Einwohnern, wert. Man sollte sich Zeit lassen, Führungen mit zu machen. Besonders die Besichtigungen des unterirdischen Saint-Émilion sind alles andere als langweilig. Auf dem alten Marktplatz verweilen wir, trinken draußen einen Espresso und genießen den Blick von oben herab auf die Naturstein- und Fachwerkhäuser und die Weinberge.
Stöbern sei erlaubt
In den kleinen Gässchen konkurriert eine Weinhandlung mit der anderen, doch der Wettbewerb täuscht. Die Preise sind hier mehr als unsportlich, und mehr als eine Flasche als Andenken sollte man daher nicht mitnehmen. Stöbern sei jedoch erlaubt, und das Flair dieser
nahezu altenglisch anmutenden Geschäfte ist einmalig. Interessanter sind da schon die Pâtissiers, die originale Macarons anbieten. Das gehört zum Pflichtprogramm!
Bitte vorher reservieren
Essen gehen ist in Saint-Émilion kein Problem und der Standard ist hoch. Trotz der Touristenflut im Sommer gibt es hier deutlich weniger „Mitnahmementalität“ bei den Wirten als anderswo. Anempfohlen sei unbedingt ein Essen im Logis de la Cadène, das der Familie de Boüard gehört, die auch Chateau Angelus ihr eigen nennt. Der erste Michelin-Stern wurde für dieses Restaurant im Jahre 2017 erteilt. Bitte vorher reservieren, sonst wird es nichts mit dem Schmaus.
Das gilt auch für Besuche auf den umliegenden Chateaux; zwar sind diese heute deutlich flexibler als früher und haben vielfach einen schönen Shop mit allerlei Gimmicks zum käuflichen Erwerb. Um sicher zu gehen, dass man tatsächlich empfangen wird, sollten die Mitarbeiter dort jedoch vorher vom Staatsbesuch informiert werden.
Lust bekommen auf eine Kostprobe? Weine aus Saint-Émilion gibt es hier.