H wie Hessische Bergstraße. Dort, wo der Frühling eher erwacht …

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Weinland Deutschland

Deutschland ist ein Weinland! In dieser Serie stellen wir die dreizehn deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein vor. Thema dieses Beitrags ist Hessen- eines der kleinsten Weinanbaugebiete in Deutschland.

Das kleinste Weinanbaugebiet in Deutschland?

Klein, aber fein. Nur 455 Hektar Weinland umfasst das nach dem Weingesetz bestimmte Anbaugebiet „Hessische Bergstraße“. Damit ist es eines der kleinsten Anbaugebiete in Deutschland und konkurriert um diesen sicher nicht populären Titel mit den Anbaugebieten Sachsen und Mittelrhein.
Die Hessische Bergstraße ist berühmt für ihren zeitigen Frühlingsanfang, der meist vor allen anderen Weinländern beginnt. Das kleine Weingebiet südlich und östlich von Darmstadt liegt perfekt geschützt vom Odenwald zwischen Rhein und Main, und deshalb können Frühlings-Liebhaber hier stets als erstes Forsythien, Mandelbäumchen oder Magnolien in voller Blüte bewundern. Joseph II., von 1765 bis 1790 als erster Angehöriger des Hauses Habsburg-Lothringen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, fand das milde Klima seinerzeit ebenfalls ausgesprochen angenehm. Er soll bei seiner Rückkehr von der Krönungszeremonie aus Frankfurt die Gegend mit dem Ruf geadelt haben: „Hier fängt Deutschland an, Italien zu werden.“ Dabei gab es den Weinanbau schon viele Hundert Jahre früher. Belegt sind urkundliche Erwähnungen im 8. Jahrhundert, aber schon die Römer sollen an ihrer „Via strata montana“, eben der Bergstraße, Wein angebaut haben. Und bis 1971 hieß das Weinbaugebiet auch nur „Bergstraße“. Das damalige Weingesetz trennte die Bergstraße schließlich in einen nördlichen, den hessischen, Teil und einen südlichen, den man einfach dem Weinland Baden zuschanzte.

Odenwälder Weininsel und Region Starkenburg

Das Weinland Hessische Bergstraße ist in zwei Bereiche geteilt. Die Region Starkenburg umfasst die Weinflächen um die vielleicht schon mal gehörten Orte Zwingenberg, Heppenheim, Auerbach und Bensheim. Wesentlich kleiner ist das Gebiet östlich von Darmstadt um Groß-Umstadt. Offiziell heißt es „Bereich Umstadt“. Aber – viele Einheimische sprechen auch heute immer liebevoll von ihrer „Odenwälder Weininsel“. Insgesamt sind an der Hessischen Bergstraße drei Großlagen und 24 Einzellagen definiert. Erzeugt werden hier vorwiegend trockene oder halbtrockene Weine. Legendär sind die Rieslinge aus der Gegend, aber auch viele Grauburgunder, Rivaner, Kerner oder Weißburgunder sind ausgesprochen hochwertig. Immer mehr werden auch – Klimawandel sie Dank – rote Sorten angebaut. So findet man heute öfter Spätburgunder, Dornfelder und auch St. Laurent, eine aus Österreich stammende Sorte, die man auch in der Slowakei unter dem Namen Vavrinecke findet.

Mildes Klima – beste Böden

Wandert man den wundervollen Bergsträßer Weinlagenweg entlang, kann man sehr gut das Gelände und die Beschaffenheit der Gegend erkunden. Die reizvolle hügelige Landschaft bietet neben den herrlichen Ausblicken alles, was erfolgreicher Weinbau benötigt. Leichte Böden aus der Urzeit mit mal mehr oder weniger Lößanteil, eine durch die geschützte Lage lange Vegetationsperiode, viel Sonne und immer ausreichend Nass von oben – perfekte Bedingungen also. Das Gelände ist oft zerklüftet und bietet grandiose Steillagen, die Riesling oder Grauburgunder lieben.

Rast in der Straußwirtschaft

Und, übrigens, sollten Sie von Einheimischen mal in eine „Straußwirtschaft“ eingeladen werden, so brauchen Sie nicht erschrecken. Kein Federvieh aus Übersee wird in diesen urigen Gastwirtschaften angeboten. Vielmehr ist es die Gelegenheit, in diesen saisonal geöffneten Wirtschaften die herrlichen Rieslinge und anderen Köstlichkeiten, ähnlich wie in den benachbarten Weinbaugebieten Rheinhessen und der Pfalz, zu probieren. Vielleicht im baldigen Frühling, wenn es sonst überall noch ungemütlich und grau ist….

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