Château Haut-Brion – der etwas andere Premier Cru

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Premier Grand Cru Classé Weine sind nach der Klassifizierung von 1855 die besten Güter des Bordeaux. Sie sind das Maß aller Dinge, die Luxus-Klasse. Über ihnen schwebt nur noch der blaue (Wein-)Himmel.

Château Haut-Brion

Zählt man die fünf Ausnahme-Athleten dieser ersten Gruppe auf, kommen einem fast unwillkürlich zunächst die Namen Latour, Lafite, Margaux oder Mouton in den Sinn. Haut-Brion wird bei der Enumeration oftmals als letztes Château erwähnt oder gar vergessen.

Doch warum ist das so?

Château Haut-Brion ist anders. Das fängt schon bei seiner geographischen Lage an, die in der weniger bekannten Appellation Pessac-Léognan beheimatet ist, im Gegensatz zu den klangvolleren Appellations-Namen wie Margaux oder Pauillac. Doch auch sein Stil und Charakter unterscheiden sich deutlich von den Mitstreitern seiner Klasse. Wie wir sehen werden, bedeutet jedoch „anders“ nicht gleich schlechter, ganz im Gegenteil.

Blick ins Château

Schon die Flasche indiziert, dass man es hier mit einem Rebellen und Nonkonfirmisten zu tun hat. Nein, wir nehmen nicht die übliche Bordeaux-Flasche. Wir zeigen demonstrativ mit einer gedrungeneren und fülligeren Form, dass wir bewusst anders sein wollen.

Die ältere Geschichte dieses Weingutes reicht zurück bis zum Jahre 1533, als der Notar Jean de Pontac das Château gründete. Als er verstarb, übernahm Arnaud II de Pontac das Gut, der zunächst Priester war und schließlich zum Bischof von Bazas geweiht wurde. Eine Vielzahl von Besitzern, vor allem von Mitgliedern der Familie Pontac, folgte über die Jahrhunderte, doch die Qualität blieb auf einem extrem hohen Niveau. Es ist überliefert, dass der Schriftsteller Samuel Pepys 1663 in der Royal Oak Tavern in London einen „Ho Bryan“ trank und diesen als außerordentlich guten und eigenständigen Rebsaft lobte.

Wie herausragend die Leistungen dieses Châteaus gewesen sein müssen, wird auch daran deutlich, dass im Rahmen der Klassifikation von 1855 Haut-Brion als einziges Gut, das nicht auf der Halbinsel Médoc, deren Weine damals als das non-plus-ultra galten, als Premier Cru eingestuft wurde. In der Neuzeit übernahm im Jahre 1935 schließlich der amerikanische Bankier Clarence Dillon Château Haut-Brion; später kaufte man auch den gegenüberliegenden, jahrelangen Konkurrenten La Mission Haut-Brion. Ein Nachfahre Dillons, Prinz Robert von Luxemburg, leitet seit 2001 die Geschicke des Gutes.

Eine interessante Symbiose besteht zwischen der Familie Dillon und den Delmas, die vor Ort die Tagesgeschäfte von Château Haut-Brion und die önologische Regie führen. Jean-Philippe Delmas ist inzwischen die vierte Generation der Delmas auf dem Gut und hat das Zepter für den Keller und die Eigenheiten der Vinifikation vom Vater übernommen.

Aussenanlage
Château Haut-Brion

Ein Château Haut-Brion wird ausschließlich im Stahltank gegoren, wobei man eine kurze und sehr warme Gärzeit ansetzt. Um so länger, nämlich bis zu 30 Monate, lässt man den Wein im Barrique reifen.
Jean-Philippe Delmas betont, dass dieses die klassischen Aromen von Rauch, Tabak und Kaffee fördert, die einen Großteil des Wesens von Haut-Brion ausmachen. Er sieht sein Ziel in der Erschaffung eines komplexen Weines, der sich bewusst von den Mitbewerbern absetzt. Um so erstaunlicher ist es, dass ein Haut-Brion schon in einem sehr frühen Stadium trinkreif und zugänglich erscheint. Dennoch wirkt er immer extrem facetten-reich und füllig und hat einen hohen Wiedererkennungswert.

Und wenn dieses die Kriterien dafür sind, dass man anders als die anderen ist, so wollen auch wir gerne einmal von der Norm abweichen. Und sei es nur für eine Flasche und einen Abend. Einen „anderen“, außergewöhnlichen Abend.

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