Deutschland ist ein Weinland! In dieser Serie stellen wir die dreizehn deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein vor. Thema dieses Beitrags ist Baden – das südlichste Weinbaugebiet in Deutschland.
Weine wie in Frankreich
Kein anderes Wein-Anbaugebiet in Deutschland ist so vielfältig wie Baden. Es erstreckt sich über 400 Kilometer entlang der Oberrheinischen Tiefebene von Tauberfranken und der Badischen Bergstraße im Norden über das Kraichgau bis zum Bodensee im Süden. Es ist in neun sogenannte Weinbaubereiche aufgeteilt, die aufgrund der klimatischen Unterschiede und facettenreichen Bodenbeschaffenheiten eine unglaubliche Vielfalt an Weinen präsentieren: die Badische Bergstraße, Bodensee, Breisgau, Kaiserstuhl, Kraichgau, Markgräflerland, Ortenau, Tauberfranken und Tuniberg.
Der Bereich Klettgau liegt auch im Badischen Gebiet, allerdings wird hier der Wein bereichsfrei angebaut. Selbst von innerhalb ein und der derselben Rebsorte können Sie in Baden famose Varianten an Geschmackserlebnissen erfahren.
Baden ist das südlichste Weinbaugebiet in Deutschland und mit rund 15.900 Hektar Rebfläche und einem Durchschnittsertrag von 1,1 Millionen Hektoliter Most auch das drittgrößte. Es wartet mit einer Besonderheit auf: als einziges deutsches Weinbaugebiet gehört es zur Weinbauzone B der Europäischen Union. Die badische Winzer entschieden sich freiwillig, zu den benachbarten französischen Gebieten Elsass, der Champagne und dem Loire-Tal dieser Zone beizutreten. Dafür muss ihr Traubengut ein höheres natürliches Mindestmostgewicht aufweisen. Beim vergleichsweise warmen Klima entlang des oberen Rheines kein Problem. Fast täglich berichtet der Deutsche Wetterdienst davon, dass es dort, im Breisgau oder am Bodensee wärmer ist als im Rest von Deutschland. Das macht sich gerade beim Weinanbau so richtig bezahlt. Auch die vielfältigen Bodenbeschaffenheiten bieten großes Potential für tolle Weine. Von kieshaltigen Böden über Lehm, Löß, Vulkangestein oder sogar Muschelkalk aus Urzeiten sind die Weinhänge beschaffen und bieten hier faszinierende Geschmackserlebnisse bei den Endprodukten.
Rot und Weiß – viele Varianten und sogar Sorten aus dem Süden Europas
Mit einem Anteil von 58 Prozent dominieren die weißen Rebsorten in Baden. Hier hat mit ungefähr 16 Prozent der Müller-Thurgau noch den größten Anteil, der es eben vergleichsweise warm liebt. Dicht auf folgt Grauburgunder und auch die Sorte Weißburgunder hat mit über 1.400 Hektar Anbaufläche einen größeren Teil von neun Prozent. Die Markgräfler Spezialität Gutedel schafft es auf stattliche 1.200 Hektar Fläche.
Bei den roten Sorten ist der Spätburgunder die Nummer Eins. Und auch generell schlägt keine Rebsorte den Roten, der auf 35 Prozent der gesamten Anbaufläche kommt. Das sind 5.420 Hektar.Das Baden zu Recht in eine andere Zone gruppiert ist, zeigen die aufstrebenden Rebsorten aus vergleichsweise viel südlicheren Gefilden, die seit 2016 zugelassen wurden. So findet man jetzt dieWeißweinsorten Chenin Blanc, Muscaris und Souvignier gris auf badischen Weinhängen und bei den roten Sorten Frühburgunder, Lagrein, Zweigelt und ja, sogar den Tempranillo gibt es nun im Badischen.
Dass sich die Winzer hier auch auf ganz ausgezeichnete Cuvées verstehen, zeigt sich in der bekannten badischen Spezialität Badisch Rotgold, den Sie vielleicht unter dem Begriff Badischer Rotling kennen. Diese feine Weinkreation besteht aus mindestens 51 % Trauben der weißen Rebsorte Grauer Burgunder und eben höchstens 49 % Trauben der roten Rebsorte Spätburgunder.
Land der Genossenschaften – Land der Weinkönigin
Größere private Weingüter, wie das Familien-Weingut Salwey aus Oberrotweil im Kaiserstuhl, findet man in Baden recht selten. Baden ist eher das Land der Winzergenossenschaften. Es gibt eigentlich in jedem bekannten Weinort lokale Winzergenossenschaften wie die Genossenschaft der Becksteiner Winzer aus dem Bereich Tauberfranken oder auch die Winzergenossenschaft Königschaffhausen-Kiechlinsbergen vom Kaiserstuhl. Und Baden hat auch eine Königin. Die Badische Weinkönigin wird seit 1950 gewählt.
Baden erkunden
Will man das Weinland Baden erkunden, so muss man wohl mehrfach wieder kommen. Ein Besuch reicht nicht aus. Baden-Baden, Heidelberg, Freiburg, Karlsruhe oder der Bodensee bieten tolle touristische Ausflugsziele. Überall kann man den badischen Wein verkosten und Ausflüge in die nahe gelegenen jeweiligen Weinbereiche und die kleineren, aber sehr schönen Weinorte unternehmen. Bahlingen, Burkheim, Meersburg oder Pfaffenweiler und Waldulm – jeder Ort hat seinen Reiz und einen ganz besonderen Weingeschmack, vielleicht auch genau den Ihren. Also, worauf warten Sie? Auf nach Baden!