A wie Ahrland

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Weinland Ahr

Deutschland ist ein Weinland! In dieser Serie stellen wir die dreizehn deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein vor. Thema dieses Beitrags ist das Ahrland  – eines der nördlichsten Anbaugebiete Deutschlands.

Die Römer brachten den Wein an die Ahr

Dass heute das Gebiet rund um die Ahr zu den 13 nach deutschem Weingesetz definierten Weinanbaugebieten in Deutschland gehört, haben wir wohl den Römern zu verdanken. Schon vor der Zeitenrechnung, vor mehr als 2.000 Jahren, brachten diese den Wein wahrscheinlich in die Gegend. Zu einer guten römischen Garnison gehörte Wein einfach dazu. Irgendwie muss sich der Weinanbau über die Jahrhunderte im Ahr-Tal gehalten haben, bis schließlich erstmals im Jahre 893 der „Prümer Urbar“ größere Weinberge in acht Ahrsiedlungen urkundlich zweifelsfrei erwähnte. In diesem Güterverzeichnis verzeichnete die Abtei Prüm eine Reihe weinabgabepflichtiger Güter, darunter in den Gemeinden Ahrweiler, Walporzheim, Dernau und Altenahr. In der Zeit des Mittelalters waren Weinlieferungen an die Feudalherren eine beliebte Frondienstleistung für die Obrigkeit. So ließ es sich gut leben: die Bauern schufteten und der Wein floss in Strömen für die Herrschaften. In dieser Zeit wurden hauptsächlich weiße Weine im Ahrgebiet angebaut. Rote Rebsorten kamen erst nach dem Dreißigjährigen Krieg zur Geltung. Der damalige Burgunder wurde wie ein Weißwein verarbeitet. Er war blassrosa, meist mit dem vielsagenden Namen „Ahrbleichert“.

Frankreich, Preußen und der Weg zur Genossenschaft

Als 1794 französische Truppen das Gebiet besetzten, änderte sich vieles im täglichen Leben der Bewohner. Massiv waren die Auswirkungen auf den Weinmarkt. Aus Frankreich strömten preiswertere und alkoholreichere Weine auf den Markt. So war es für die Ahrwinzer nicht einfach, ihre Ware abzusetzen.

Die folgenden Jahrzehnte verliefen sprichwörtlich wechselhaft. Als das Gebiet der Ahr mit dem preußischen Königreich vereint wurde, erlebte der Weinanbau eine ungeahnte Blütezeit. 1833 mit dem Beitritt Preußens zum Deutschen Zollverein war die Zeit allerdings recht schnell wieder vorbei. Neben internen Absatzproblemen brach auch der Handel mit dem benachbarten Belgien völlig zusammen. Missernten und mangelnde Pflege der Weine brachten den Winzern zusätzlich in der Folge katastrophale Jahre. Viele Familien wanderten deshalb nach Amerika aus, weil der eigene Grund sie nicht mehr ernähren konnte.

Diese Not schweißte die verbliebenen Winzer eng zusammen. 18 von ihnen gründeten im Jahre 1868 in Mayschoß eine der ersten Winzergenossenschaften der Welt. Ein Erfolgsmodell, denn schon drei Jahre später konnte man einen sogenannten „Handlungsreisenden“ beschäftigen. Heutzutage nennt man diesen Berufszweig manchmal abwertend „Vertreter“. An der Ahr sind heute 90 Prozent der Winzer in 12 Winzergenossenschaften organisiert. Dieser Anteil ist – verglichen mit anderen deutschen Weinbaugebieten – außergewöhnlich hoch und man schwört hier auf dieses Modell, welches sich wie schon erwähnt auch in absoluten Notlagen bewährt hat.

Obwohl der Weinanbau natürlich die Gegend prägt, entscheiden sich heute trotzdem viele Winzer bewusst, ein zweites Standbein aufzubauen. 2011 arbeiteten rund 80 Prozent der Winzer an der Ahr im Nebenerwerb.

Rotwein über allem im mediterranen Klima

Der „Ahrwein“ kommt aus Deutschlands größtem geschlossenem Weinbaugebiet für Rotwein. Auf insgesamt 564 Hektar Rebfläche dominieren zu 87,5 % Rotweinreben. Auch an der Ahr will man weg vom Image süßlicher Weine früherer Tage. Der Anteil trockener Weine erreichte im Jahr 2005 schon über 50 Prozent.

Mit 356 Hektar dominiert der Spätburgunder, der an der Ahr hervorragende geologische und klimatische Bedingungen vorfindet. Der Frühburgunder, eine Mutation des Spätburgunders, hat in den letzten Jahren immer mehr an Bedeutung gewonnen. Bei den weißen Rebsorten dominiert – wie sollte es anders sein – der Riesling.

Im Sommer staut sich im engen Ahrtal die Hitze. Erst in der unteren Anbauregion weitet sich das Tal. Der vulkanische und sehr nährstoffreiche Boden speichert die Wärme ideal und begünstigt so ein vergleichsweise fast mediterranes Klima. Diese Bedingungen sind einfach grandios für tolle Rotweine.

Der Rotweinwanderweg an der Ahr

Das kleine Weinanbaugebiet an der Ahr ist eines der nördlichsten Anbaugebiete Deutschlands. Es erstreckt sich wunderschön gelegen über 20 Kilometer von Altenahr bis nach Heimersheim. Erkunden kann man es am besten – zu Fuß! Der Rotweinwanderweg im Ahrtal verbindet alle Lagen miteinander.

Dieser Weg im Ahrtal gilt seit mehr als 30 Jahren als eines der schönste Ausflugsziele in Deutschland. Ganz oben über dem Tal schlängelt sich der Wanderweg über Bad Bodendorf durch das immer enger werdende Flusstal bis nach Altenahr. Viele Winzer bieten am Weg ihre Produkte an, kleine Weinstuben laden zur gemütlichen Rast ein. Man kommt an zahlreichen kleinen Weingütern vorbei und muss sich schon sputen, in der Gastfreundlichkeit der Ahr-Winzer nicht die Zeit zu vergessen.

Sollten Sie diesen Sommer also noch nichts vorhaben – wie wär’s?

 

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