Weinland Deutschland – Teil I

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Weinland Deutschland

Deutschland ist ein Weinland! Die Annahme, dass kulinarische Merkmale in deutschen Breiten bei Weißwurst und Bier enden, zeugt von wenig Kenntnis deutscher Ess- und Trinkkultur. Neben einer hochwertigen Küche ist auch der deutsche Weinanbau mittlerweile wieder in der Beletage internationaler Kritik  angekommen – zum Glück. In dieser Serie stellen wir Ihnen die dreizehn, nach dem Weingesetz sogenannten bestimmten, deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein vor.

Weinland Deutschland

Etwa 80.000 Winzer bauen in Deutschland auf etwa 102.000 Hektar Wein an. Im Schnitt kommen sie auf einen Ertrag pro Jahrgang von ungefähr 9,25 Millionen Hektolitern. Jahrzehntelang fluteten die süßen, auf den Export getrimmten deutschen Massenweine den Weltmarkt und mancher renommierte Kritiker der Weinszene winkte resigniert ab, wenn es um deutsche Weine ging. Der Patient schien nicht mehr zu retten. Hinter schwülstigen Wein-Bezeichnungen verbargen sich oftmals billige, leichte und vielfach liebliche Massenweine, die eines einte: sie schmeckten schlicht nichtssagend. Das Deutsche Weingesetz hatte daran in hohem Maße Anteil. Schließlich regelte es in deutscher Gründlichkeit nahezu alles, was es lieber nicht regeln sollte. Jeder Weinposten bekam eine Kennnummer. Die Mehrheit deutscher Weine durfte sich „Qualitätswein“ nennen, brav nach dem Weingesetz klassifiziert, welches nach Mostgewicht urteilte. Ein geradezu fataler Fehler im Gesetz, schließlich begünstigte es ertragreiche Rebsorten und behinderte die Rebsorte in Deutschland, die hier zu Hause ist – die Riesling-Traube.

Es tut sich was am deutschen Markt.

Um bestehen zu können, reicht es heute nicht mehr aus, Durchschnitt in Massen zu produzieren. So besinnen sich zahlreiche Winzer seit geraumer Zeit und investieren zielgerichtet in Qualität. Und in ihre Zukunft. In einigen Gütern geben mittlerweile die jüngeren Generationen den Ton an, die neugierig sind und auch experimentieren wollen. Manchmal kriselt es in diesen Unternehmen. Man hält gern an Traditionen fest.

Gab es früher keinen Einhalt in die Produktionsmasse, so wissen viele deutsche Winzer heute, dass der erste Schritt zur Geschmackskraft eines Weines die Ertragsbeschränkung ist. Das kommt dem Riesling zugute, 22 Prozent der Anbaufläche sind von ihm in Deutschland besetzt. Müller-Thurgau hat zwar Fläche eingebüßt, kommt aber immer noch auf 13 Prozent. Zugelegt haben Grauburgunder, Weißer Burgunder und Spätburgunder. Gefragt sind deutsche Spitzenweine international besonders in den USA, in den Niederlanden und in Großbritannien.

Die 13 „bestimmten“ Weinanbaugebiete – harte Arbeit überall

In dieser Serie stellen wir Ihnen die dreizehn, nach dem Weingesetz sogenannten bestimmten, deutschen Weinbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein vor: mit ihren charakteristischen Merkmalen, landschaftlichen Eigenheiten, mit ihren Raritäten und bekanntesten Weinkreationen – und mit ihren immer wieder auftauchenden Überraschungen. Es gibt große Weingebiete mit Millionen Hektolitern Ertrag und kleine mit kaum 20.000.

Ahr, Baden, Franken, die Hessische Bergstraße, Mittelrhein, Mosel, Nahe, Pfalz, Rheingau, Rheinhessen, Saale-Unstrut, Sachsen und schließlich Württemberg: sie alle bieten eine unglaubliche Vielfalt und eine hohe Qualität an Weinkreationen. Eines eint alle Winzer im deutschen Weinanbau: es ist unglaublicher Fleiß notwendig, um aus Weinreben in oft halsbrecherischen Lagen edle Weine zu erzeugen. Die Weinberge liegen meist an besonders geschützten Stellen, vielfach in Flusstälern und sind steil nach südlichen Richtungen zur Sonne ausgerichtet.

Kein Wetterjahr in Deutschland ist wie das andere. Auf einen Hitzesommer kann ein total verregneter folgen. Und selbst Ende Mai können Fröste die Weinbauern nächtelang auf Trab halten, um das Weinjahr schon dort das erste Mal zu retten.

Die steigenden durchschnittlichen Temperaturen, bedingt durch den Klimawandel, schlagen in Deutschland aber neue Wege im Weinanbau vor. Tauchten in den Statistiken vor 30 Jahren Cabernet Sauvignon, Savignon  Blanc oder auch Merlot nicht auf, so haben sich einige Winzer heute auf diesem Terrain etabliert. Mit beeindruckenden Qualitäten.

Wo wird geografisch Schluss sein?

Es gibt auch außerhalb der 13 nach § 3 des deutschen Wein-Gesetzes bestimmten Anbaugebiete für Qualitäts- und Prädikatswein Weinanbau im Weinland Deutschland. Man hat den Eindruck, die Rebstöcke kommen immer weiter nördlich voran. So gibt es kleine Anbauflächen in Berlin, im Land Brandenburg, in der Holsteinischen Schweiz und sogar auf der Insel Sylt. In Dissen bei Osnabrück unterstützt ein Winzer-Team aus dem Rheinhessischen die zarten Anfänge des fachgerechten Weinanbaus. Und ja, der nördlichste Weinberg mit Qualitätsweinbau ist der Werderaner Wachtelberg in der brandenburgischen Stadt Werder. Das muss in der Zukunft nicht so bleiben.

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