Teil zwei unser Serie über die Weinkritiker dieser Welt. Wir stellen in diesem Beitrag die Kritikerpäpste aus Italien, Spanien, Frankreich und Großbritannien vor, bevor es dann im letzten Teil unser Mini-Serie um die Weinkritiker vom anderen Ende der Welt und aus Deutschland geht.
Europas Weinkritiker
In den Ländern Europas, die lange Zeit weltweit die Weinproduktion bestimmten, haben sich zahlreiche weitere Kritiker, Institutionen oder Publikationen einen Namen gemacht.
Italien
In Italien ist dies beispielsweise der Weinführer Gambero Rosso, benannt nach dem gleichnamigen Verlag. Eigentlich heißt das jährlich erscheinende Werk „Vini d’Italia“, aber unter dem Namen kennen es nur wenige. Maximal drei Weingläser vergibt der Gambero Rosso für einen Spitzenwein als Benotung. Hat ein Weingut mehr als zehn solcher Weine zu bieten, gibt’s einen Stern dazu.
Spricht man über italienische Weine, so fällt oft der Name Antonio Galloni. Selbiger ist mit seinen 46 Jahren ein Jungspund am Kritikerhimmel. Was aber nicht an seinen außergewöhnlichen Fähigkeiten im Bewerten von Wein rüttelt, schließlich bereitete kein Geringerer als Robert M. Parker dem jungen Mann bereits 2006 ein lukratives Angebot. So war Galloni fortan beim „Wine Advocate“ für den italienischen Markt zuständig, zu dem sich später noch die Champagne und das Burgund gesellten. Als Parker 2012 asiatische Investoren in den „Wine Advocate“ holte, kriselte es zwischen Galloni und seinem Vertragspartner. Antonio Galloni ging die Trennung forsch an und ist seitdem wieder „solo“.
Spanien
In Spanien kommt man nicht am „Guía Peñin Weinführer“ vorbei. Herausgeber ist seit 25 Jahren der spanische Weinkritiker und Schriftsteller José Peñin. Legendär sind Peñins aufwendige Verkostungen, die er zusammen mit seinem Team jedes Jahr veranstaltet. Sie sollen zu den umfänglichsten der gesamten Weinwelt gehören und es werden Weine aus allen Weinanbauregionen Spaniens bewertet. Auch Peñin nutzt die Robert Parker 100 Punkte-Skala für seine Kritiken.
Als weiteres Standardwerk kann der jährlich erscheinende Guia Proensa bezeichnet werden. Der 1958 in Madrid geborene Journalist Andres Proensa zeichnet sich für dieses Werk verantwortlich. Auch er verwendet die 100 -Punkte Skala. Im Vergleich zu Penins Weinführer ist der Proensa wesentlich überschaubarer, da nur Weine in den Führer aufgenommen werden, die mindestens 90 Punkte erreichen.
Frankreich
In Frankreich geht wohl nichts ohne die Fachmeinung von Michel Bettane und Thierry Desseauve. Seit 2004 erscheint der nach ihnen benannte Weinführer für die Weine ihres Heimatlandes. Sie bewerten die Produzenten auf einer Punkte-Skala von 1 bis 5 sowie deren Weine mit bis zu 20 Punkten. Das Buch erscheint nur auf Französisch.
Speziell für Bordeaux Weine hat sich der Schweizer Rene Gabriel in den letzten Jahren als Kritiker einen Namen gemacht. Er hat mehrere Bücher verfasst und betreibt das kostenpflichtige Internetportal bxtotal.com. Der 1957 geborene Gabriel kündigte allerdings kürzlich an kürzer treten zu wollen und beispielsweise an den Primeurverkostungen in Bordeaux nicht mehr teilnehmen zu wollen.
Großbritannien
Obwohl auf den britischen Inseln der Weinbau nur in kleinem Maße betrieben wird, stammen zahlreiche Wein-Experten aus Großbritannien. Das hängt mit Sicherheit mit der langen Geschichte und dem Wert von Wein im alten Empire zusammen. Schon die Römer versuchten in der Provinz Britannien Wein anzubauen und im Mittelalter war der britische Markt größter Kunde oftmals süßer Weine aus dem Ausland. Der Brite Michael Broadbent ist eine lebende Weinlegende in Britanniens Weinkritik. Broadbent wird am 2. Mai 2017 stolze 90 Jahre alt. Das hindert ihn nicht, noch heute Weine zu verkosten und die Eindrücke in kleinen „Notizbüchlein“ festzuhalten. Weit mehr als 85.000 Einträge hat er in seinen Notizen gesammelt.
Auch Hugh Johnson ist Brite, gerade 78 geworden und machte in der Weinwelt zum ersten Mal 1971 auf sich aufmerksam. Damals brachte er seinen „World Atlas of Wine“ auf den Markt. Johnsons Bücher hatte 2010 eine stolze Auflage von 3,5 Millionen verkauften Exemplaren. Hierzulande sind seine Werke unter dem Titel „Der große Johnson“ und „Der kleine Johnson“ bekannt. Letzterer kommt jährlich neu auf den Markt und ist laut eigener Bewerbung der meistverkaufte Weinführer der Welt. Seit 2004 erscheint „The World Atlas of Wine“ in Zusammenarbeit mit Jancis Robinson.
Bekannt auf der Insel und weit darüber hinaus ist auch Oz Clark. Er schrieb zahlreiche preisgekrönte Bücher und kam durch Zufall und sein Talent als Schauspieler in die Weinwelt. Als 1982 in der populären BBC-Show „Food and Drink“ ein Ersatz für einen ausgestiegenen Weinexperten gesucht wurde, wollte man gezielt einen Schauspieler mit Weinkenntnissen. Schließlich musste das Publikum auch gut unterhalten werden. Die Wahl fiel auf Oz Clarke, und es begann für ihn eine völlig andere und neue Karriere.