Weinmythen und -Irrtümer (Teil 4)

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Weinmythen

Die Kultur des Weingenusses wird von dem Wissen über die Herstellung, Geschichte und soziale Bedeutung von Wein maßgeblich bestimmt. Viele der geläufigen Meinungen über Wein stellen sich jedoch bei näherem Hinsehen als falsch heraus. Wir entlarven für euch im Folgenden vier weitere Mythen, die schon so manchen selbst erklärten Weinkenner in die Irre führten.

Weine aus Übersee dürfen nicht altern

Die Annahme, dass Weine aus Chile, Argentinien, Australien, Kalifornien oder Südafrika jung getrunken werden müssen, hält sich hartnäckig. Im Vergleich zu Spitzenweinen aus Frankreich sind jene aus Übersee zwar nicht ganz so langlebig. Verkostungen haben jedoch gezeigt, dass sie problemlos zwanzig Jahre lang gelagert werden und dabei noch reifen können. Gleichzeitig haben sich in den berühmten Weinregionen der alten Welt wie etwa im Bordeaux die Herstellungsmethoden in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Immer mehr Top-Winzer produzieren heute in Frankreich und Italien ganz bewusst Spitzenweine, die im Gegensatz zu ihren Vorgängern von Beginn an durch höchste Finesse bestechen. Sie sind zudem nicht darauf ausgelegt, viele Jahre gelagert zu werden und reifen zu müssen. Dies bedeutet: das Alterungspotential eines Weines hängt nicht von seiner Herkunft, sondern von den Methoden der Herstellung und den Intentionen des jeweiligen Winzers ab. Praktisch: Bei VineShop24 verraten wir euch die Lagerfähigkeit jedes Weines aus unserem Sortiment.

Geschwefelte Weine verursachen Kopfschmerzen

Viele leidenschaftliche Weintrinker machen gerne die sogenannten Sulfite dafür verantwortlich, dass sie am Morgen nach einem geselligen Abend mit pochenden Kopfschmerzen erwachen. Der Zusatz von Schwefel  kann zwar bei sehr empfindlichen Menschen und Allergikern mitunter zu Kopfschmerzen und anderen Beschwerden führen, allerdings sind die Mengen im Wein so gering, dass sie im Normalfall keineswegs gesundheitlich bedenklich sind. Schwefel ist ein vom menschlichen Körper benötigter Mineralstoff, der in vielen eiweißhaltigen Nahrungsmitteln enthalten ist und als natürliches Konservierungsmittel vielfältigen Einsatz findet. In vorrangig süßeren Weinen verhindert Schwefel die Bildung von Bakterien und Schimmelpilzen sowie eine Fehlgärung, die mit der Entstehung von Essigsäure einhergeht. Der Schwefel im Wein ist jedoch nicht die Ursache für den berühmten Kater – dieser quält am nächsten Morgen, wenn in kurzer Zeit zu große Mengen an Alkohol konsumiert wurden, die der Körper nicht vollständig abbauen konnte. Übrigens: bei der Vergärung von Wein entsteht immer Schwefeldioxid. Die zusätzliche Behandlung mit Sulfiten ist auch für die Produktion von Bio-Weinen zugelassen und blickt auf eine lange Tradition zurück. Bereits die alten Römer setzten ihren Weinen Schwefel zu, um sie haltbarer zu machen.

Männer sind die echten Weinkenner

Wer dies behauptet, irrt gewaltig. Männer neigen zwar mehr als Frauen dazu, über Weine zu sprechen und sich mit dieser Thematik intensiv zu beschäftigen. Statistiken haben jedoch ergeben, dass Frauen im Vergleich zu Männern deutlich mehr Weinkäufe tätigen. Außerdem ist der Geruchs- und Geschmackssinn bei Frauen im Durchschnitt stärker ausgeprägt als bei Männern, daher können sie die Aromen und Charakteristika von Weinen sehr gut beurteilen. Auch wenn Männer zwar grundsätzlich bereit sind, für Top-Weine als Statussymbole mehr Geld auszugeben und eher der Sammelleidenschaft im eigenen Weinkeller zu frönen, bedeutet dies nicht, dass sie die besseren Tropfen kaufen und lagern. Die weltberühmte Weinkritikerin Jancis Robinson erklärt dies in ihrem Buch damit, dass Frauen einfach den Wein trinken, der ihnen schmeckt – und nicht den, mit dem sie anderen imponieren möchten.

Rotwein wird aus roten, Weißwein aus grünen Trauben gekeltert

Diese Annahme ist der absolute Klassiker unter den hartnäckigen Irrtümern rund um den Wein. Mit Ausnahme einiger weniger Sorten ist der Saft von roten Trauben immer weiß und dient daher auch als Grundlage für Weißweine. Die Farbe eines Weines wird nicht durch den Saft der Trauben bestimmt, sondern dadurch, wie lange dieser mit den Schalen vergoren wird. Die Traubenschalen geben im Zuge dieses Prozesses Farbstoffe, Gerbstoffe und Aromen ab, die die Charakteristika des Endproduktes bestimmen. Champagner beispielsweise besteht neben dem grüngelben Chardonnay zu einem überwiegenden Teil aus roten Traubensorten. Die beliebten Weißweinsorten Pinot Grigio und Gewürztraminer werden ausschließlich aus roten Trauben produziert.

Fazit

Wer den Wahrheitsgehalt hartnäckiger Weinirrtümer kennt, kann die edlen Tropfen von einer ganz anderen Seite betrachten. Wein gehört zu den wichtigsten Kulturgütern des Menschen und sollte auf entspannte Weise genossen werden dürfen, ganz ohne elitäre Meinungen und Vorurteile – besonders wenn diese falsch sind!

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