Ein Besuch in der Bött­che­rei Nadalié: zwischen Handwerk und Hightech

Posted on

Unser Weinexperte für Frankreich war wieder einmal unterwegs, um die vielfältige und spannende Welt der Weine für Sie zu entdecken und hat dieses Mal die Bött­che­rei (franz.: Tonnellerie) Nadalié im Médoc, nahe Bordeaux, besucht.

Ein Besuch bei der Tonnellerie Nadalié

Fertige Fässer
Die Tonellerie Nadalié gehört zu den größten Fassherstellern.

Mitten im besten Weinbaugebiet der Halbinsel Médoc, direkt gegenüber dem renommierten Château Cantemerle, liegt die Fassbinderei Nadalié an der D2, der bekannten Weinstraße, die entlang der besten Châteaux führt.

Seit der Gründung 1902 im Familienbesitz, hat es dieses Unternehmen geschafft nicht nur die berühmtesten Chateaux in Bordeaux zu beliefern, sondern besitzt noch weitere fünf Betriebe (in den USA und Argentinien). Außerdem ist es der fünftgrößte Fasshersteller der Welt. Dabei ist die Rolle und der Einfluss des Fasses bei der Weinherstellung ein nicht zu unterschätzender Faktor. Die französische Eiche wird nur bei abnehmenden Mond geschlagen, wenn die Säfte des Baumes am niedrigsten stehen. Anschließend wird das Holz mindestens 2 Jahre im riesigen offenen Lager der Tonnellerie dem Wetter ausgesetzt, um sicherzustellen, dass sich die bittersten Tannine des Holzes verflüchtigen. So bleiben nur die aromatischsten Nuancen übrig.

Produktion: das Toasting ist entscheidend

Dauben zusammenbringenDie sich anschließende Arbeit der Fassherstellung ist eine Symbiose aus beeindruckender körperlicher Arbeit und Hightech. Die Böttcher/Küfer (Fassbinder) selektieren sorgfältig Dauben, die dann mittels Hydraulikpressen in Form gebracht werden. Das Anlegen der Ringe, Ausbrennen der Fässer und die Prüfung der Dichte erfolgen jedoch in reiner Handarbeit und sind schweißtreibende Prozesse. Dagegen erfolgen das Schneiden der Fassdeckel und die Beschriftung der Fässer mittels Präzisionslasern. Das Ausbrennen der Fässer, das sog. Toasting, wird ebenfalls computerüberwacht.

Toasting der Fässer
Das Toasting ist entscheidend für den späteren Geschmack des Weins.

Das Toasting ist – neben dem verwendeten Holz – entscheidend für die Aromen, die das Fass anschließend an den Wein abgibt. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Graden des Brennens der Fässer: von light, über medium zu medium plus und heavy. Die Abstufungen werden über die Länge der Brenndauer und die verwendete Temperatur erreicht. Das mittlere Toasting führt z.B. zu Vanille-Aromen, ein heavy-Toasting betont eher einen Karamell-Geschmack.

Es ist dann die Aufgabe des Winzers des jeweiligen Gutes, häufig unter Hinzuziehung eines Önologen, die richtigen Fässer mit dem passenden Röstungsgrad für den Wein zu finden. Größere Châteaux des Médoc verwenden häufig bis zu einem halben Dutzend oder mehr unterschiedliche Fasshersteller und verschiedene Toasting-Grade für nur einen Jahrgang!

Man bemerkt schon die Liebe, aber auch den Stolz der Mitarbeiter der Tonnellerie Nadalié, mit dem sie ihrer Arbeit nachgehen. Angesichts der Bedeutung der Fassherstellung für die Weinbereitung ist das nachvollziehbar und berechtigt. Besucher werden – nach Voranmeldung – gerne empfangen und auch ein Déjeuner (Lunch) im hauseigenen Restaurant ist durchaus empfehlenswert. Wir hoffen Ihnen mit diesem Beitrag erklärt zu haben, wie wichtig die richtige Fasswahl für Ihren Lieblingswein ist und freuen uns auf Ihre Fragen oder Anregungen.

0 Comments
Leave a comment

Your email address will not be published.