Vorerst letzter Teil unserer Serie über Weinetiketten und die Geschichte dahinter. Thema dieses Mal sind die Etiketten des südafrikanischen Spitzenweinguts Delheim, speziell das Etikett des Süßweins Spatzendreck. Erfahren Sie hier mehr über die Geschichte hinter dem Etikett.
Deutsche Winzer in Südafrika
Das Etikett ist bereits Legende, der Wein hoch prämiert und aus einer Laune heraus geboren. Mit dem südafrikanischen Süßwein Delheimer Spatzendreck setzte sich der deutschstämmige Hans Otto Hoheisen bereits zu Lebzeiten ein Denkmal. Kreiert wurde der Ausnahmewein von seinem Neffen Michael Hans Sperling, kurz Spatz genannt. Spatz kam 1951 auf den Hof seines Onkels, um dort zu helfen. Von Weinbau hatte der gebürtige Tettnanger bisher keine Ahnung.
Von Höhen, Tiefen und einem gesunden Ehrgeiz
Das heute hoch renommierte Weingut Delheim liegt in Stellenbosch, wo der Höhenflug des Winzers Sperling begann. Die frühen Anfangszeiten waren von Versuchen, Rückschlägen und einem fruchtbaren Learing by Doing geprägt. Weinbauschulen oder einschlägige Literatur waren zu der Zeit rar bis gar nicht vorhanden. So war Sperlings Leben von der Arbeit im Weinberg, im Keller und von Reisen geprägt, um von Freunden und benachbarten, aber auch deutschen Winzern zu lernen.
„Spatz, das ist aber nun wirklich Dreck“
Dank dieser Neugier, Lust auf Innovation und seinem Pioniergeist in Sachen Weinbau, schuf Sperling einen Weißwein, eine Spätlese aus hochreifen Chenin Blanc Trauben. Als er diesen zusammen mit einer Freundin verkostete, sagte sie: „Spatz, das ist aber nun wirklich Dreck“. So zumindest lautet die überlieferte Legende der Geschichte. Wie die Verkostung tatsächlich verlief, sei dahingestellt. Jedenfalls beflügelte sie Sperling derart, dass er sich in die Arbeit stürzte und einen Weißwein kreierte, den er fortan „Delheimer Spatzendreck“ nannte und der ihm höchste Ehren einbrachte. Das Label der Weinflasche zeigt einen stilisierten Spatzen von hinten, der auf einem Weinfass sitzend gerade sein Geschäft verrichtet und damit ein Loch oben im Weinfass anvisiert. Dieses aus Selbstironie geborene Etikett erlangte Weltruhm und wurde vom Magazin Decanter im Jahr 1971 zum „worst label of the year“ gekürt, was nicht unerheblich zu den hohen Verkaufszahlen des Delheimer Spatzendrecks beitrug.
Spatzendreck: Chenin Blanc, Riesling und Muscat d´Frontignan im Fokus
Sperlings berühmter Wein, der Delheimer Spatzendreck, basiert seit mehr als 50 Jahren zu 100 % auf spät gelesenen Trauben der Rebsorte Chenin Blanc. Aktuelle Jahrgänge weisen darüber hinaus noch die vereinten Vorzüge von Riesling und Muscat d´Frontignan auf. Das Etikett ist Kult und Zeuge der Weinkultur im Südafrika des 20. Jahrhunderts. Der Wein besticht mit einer vornehmen, blassen, strohgelben Farbe. An der Nase schmeicheln die typischen Chenin Blanc- und Riesling-Aromen von Orange, frischer Zitrone und reifen Aprikosen, die homogen mit würzigen Muscat-Tönen und samtigen Tanninen, die besondere Note des Delheimer Spatzendrecks ausmachen.
Von Spatzendreck und höchsten Ehren
Der Verkaufshit Delheimer Spatzendreck wurde zum Zugpferd des Weinguts Delheim. Wie seine bekannten Vorgänger Nelson Mandela und André du Troit, bekam auch Sperling die 1659 Medal of Honour, Südafrikas höchste Weinauszeichnung, verliehen. Heute ist das Tagesgeschäft an Sperlings Kinder Nora und Victor übergegangen, deren Erfolg immer noch einhergeht mit dem herrlichen Delheimer Spatzendreck – und seinem aus Ehrgeiz und Ironie entstandenen Etikett natürlich. Doch die Erfahrung über Generationen und der hohe Anspruch an sich selbst macht sich auch bei anderen Weinen von Delheim bemerkbar: 2012 errang der Pinotage Rosé von Delheim den Titel bester Roséwein Südafrikas, was in dem Magazin Weinwirtschaft dokumentiert ist.