Napa vs. Bordeaux – Warum sind kalifornische Weine früher trinkbar?

Posted on

Wer schon einmal die Erfahrungen machen durfte, ein gutes Tröpfchen aus Bordeaux und aus Kalifornien zu verkosten, wird sicher festgestellt haben, dass es große Unterschiede zwischen der Stilistik und dem Charakter der Weine gibt. Auf der einen Seite oftmals die charmanten, süffigen und fruchtigen Amerikaner und auf der anderen Seite die anfangs oft schwer zugänglichen und „verkopft“ wirkenden Weine der Grande Nation. Natürlich sollte man sich auch hier vor zu groben Verallgemeinerungen hüten, aber dennoch ist eine entsprechende Tendenz erkennbar. Aber woran liegt das?

Oftmals sind die Rebsäfte aus den USA doch auch Bordeaux-Blends, also aus den gleichen Trauben gekeltert wie der Wein von der Gironde?

Unterschiede im Stil: Fruchtige Kalifornier vs. komplexe Franzosen

Zunächst sei vorweggeschickt, dass dieses nicht zufällig geschieht, sondern mit voller Absicht der Winzer. Dies hat mit den Traditionen der jeweiligen Länder, aber auch mit den Konsumentenvorlieben zu tun. Letztlich ist es aber zum Vorteil der Weinliebhaber, indem wir ein größeres Spektrum bei der Auswahl unserer Weine haben.

Ein wesentlicher Faktor ist, dass in kalifornischen Weinen, insbesondere Rotweinen, oft reifere Trauben verarbeitet sind, was zu einer früheren Zugänglichkeit und Weichheit führt. Bordeaux-Weine, besonders die hochwertigen, werden häufig mit etwas unreiferen Trauben hergestellt, was zu einer stärkeren Tanninstruktur führt, die länger braucht, um sich zu mildern.

Klimatische und önologische Gründe für die frühere Trinkbarkeit

Zudem hat Kalifornien ein eher warmes und sonniges Klima, das zu einer schnelleren Reifung der Trauben führt. Bordeaux hingegen hat ein kühleres Klima, was zu langsameren Reifungsprozessen führt.

Kalifornische Winzer verwenden häufiger Traubensorten wie Merlot, die für ihre Weichheit und Fruchtigkeit bekannt sind. Bordeaux-Weine hingegen werden oft aus Cabernet Sauvignon und anderen Sorten hergestellt, die für ihre intensivere Tanninstruktur bekannt sind.

Viele Kalifornische Weine sind im „New World“ Stil, also fruchtbetonter und zugänglicher gemacht. Bordeaux hingegen ist bekannt für seine traditionellen und komplexen Weine, die oft längere Reifungszeiten benötigen, um ihre volle Qualität zu entfalten. Die Alterung einiger amerikanischer Weine verläuft demgegenüber nicht immer so ideal wie bei Bordeaux. Während Bordeaux-Weine durch ihre Reifung gewinnen, verlieren manche Weine aus den USA mit zunehmendem Alter ihre Frucht und werden ausdrucksloser. Wie dargestellt, hängt dieses aber immer stark vom Wein selbst ab und es gibt hier keine Regel ohne Ausnahme.

Zusammenfassend: Kalifornische Weine sind oft aufgrund ihrer reiferen Trauben und des Klimas früher trinkbar und haben einen zugänglicheren Stil, während Bordeaux-Weine meist eine längere Reifungszeit benötigen und eine stärkere (Tannin-)Struktur aufweisen.

  • Share
0 Comments
Leave a comment

Your email address will not be published.