Joel Peterson, der Gründer der Ravenswood Winery, hatte ein Problem. Er liebte die großen, beerigen und mit Frucht überbordenden Zinfandel über alles. Dennoch wurde er von Freunden und Kunden immer häufiger darauf angesprochen, ob er nicht lieber einen White Zinfandel produzieren sollte, der sich doch so gut verkauft und sich in kürzester Zeit bei den Amerikanern zum Modewein entwickelt hatte. Ob er dies getan hat? Lesen Sie dazu gerne weiter…
No Wimpy Wines – Keine weinerlichen Weine!
Entstanden war der White Zinfandel in den 70er Jahren bei Bob Trinchero, Besitzer der Sutter Winery, dem durch ein Missgeschick in der Vinifikation die Fermentierung des Weines einfach stecken blieb und statt eines trockenen, roten Zinfandels, ein eher rosafarbenes, leicht süßliches Getränk entstand. Wie gesagt, die Amerikaner liebten es und Trinchero hatte aus der Not eine Tugend gemacht.
Doch Peterson hatte völlig andere Vorstellungen. Seine Eltern, beides Wissenschaftler (man sagt, seine Mutter habe als Chemikerin beim Bau der Atombombe mitgewirkt), waren Weinliebhaber. Sie hatten in den 1950er Jahren einen Weinclub gegründet und der junge Joel durfte sogar manchmal probieren, wobei er allerdings immer den Wein ausspucken musste und sein Vater exakt die Mengen verglich, die Joel zu sich nahm und von sich gab.
Doch Joel Peterson war, nach eigenen Aussagen durch den Konsum eines 1951 Châteauneuf-du-Pape, für immer mit dem Wein verbunden. Zwar trat er zunächst in die Fußstapfen seiner Eltern und wurde Wissenschaftler, gründete aber 1976 seine Winery und gab sich, als Überzeugungstäter, mit dem Elan und den Einsichten eines Wissenschaftlers, dem Weinmachen hin.
Er kaufte besonders alte Lagen mit Zinfandel und rettete diese davor, in einer Zeit, wo vor allem in Kalifornien Chardonnay und Merlot gepflanzt wurden, diesen Reben zu weichen und unwiederbringlich verloren zu gehen.
Dementsprechend geht es bei Ravenswood fast ausschließlich um den „Zin“, und zwar im klassischen Stil. Die Trauben werden fast ausschließlich zugekauft, bis auf eine kleine Lage direkt neben dem Gebäude der alten Winery. Was bei anderen Winzern als Nachteil angesehen werden müsste, ist hier der große Vorteil. Es handelt sich um kleine Einzellagen, jeweils mit ganz besonderen Charakteren und Aromen.
Geht beispielsweise der Lodi mehr in Richtung Pflaume und Heidelbeere, ist beim Napa Valley eher die Himbeer-Note dominant. Gemein ist allen Ravenswood Weinen allerdings die unglaubliche Tiefe und Dichte der Aromen.
Die Beerdigung
Kurzerhand „beerdigte“ Joel Peterson daher demonstrativ eine Flasche des White Zinfandel vor seinen Freunden in einem „Grab“ auf der Winery und stellte einen Grabstein mit der Inschrift auf:
„No Wimpy Wine“ wurde darauf hin zu einem Schlagwort und zum Werbeslogan von Ravenswood und heute kann man auf der Winery sogar Shirts mit der Aufschrift kaufen.
Und tatsächlich sind diese Weine nichts für weinerliche Geister, sondern eher etwas für den anspruchsvollen Weingeist in uns, der die Frucht und Komplexität eines guten Zinfandels zu schätzen weiß. Die urige Landschaft Sonomas, in der die Winery liegt, passt zu dieser hervorragend. Im Sommer sollte man allerdings aufpassen, da auch Klapperschlangen diesen Ort mögen und die ein oder andere bereits auf der Winery gesichtet wurde. Gebissen wurde bis jetzt aber noch niemand. Also auch hier kein Grund, „wimpy“ zu sein …