Das Aushängeschild der südafrikanischen Rotweine wird 100: Pinotage. Wenn es so etwas wie eine Signature-Rebsorte gibt – wie etwa Sauvignon Blanc aus Neuseeland, Sangiovese aus Italien oder Riesling aus Deutschland – dann ist es in Südafrika die Kreuzung aus Pinot Noir mit Cinsault (auch Cinsaut).
Abraham Isak Perold führte die Neuzüchtung 1925 an der Universität Stellenbosch durch. Dazu muss man wissen: Cinsault wird in Südafrika auch Hermitage genannt. Aus Perold’s Hermitage x Pinot wurde also „Pinotage“. Den Stammbaum kann man auch nachlesen im „Vitis International Variety Catalogue“:
Dort steht:
- Prime name of parent 1: Cinsaut
- Prime name of parent 2: Pinot Noir
Abraham Isak Perold – Der vergessliche Vater des Pinotage
So weit, so einfach. Aber in der Geschichte des Pinotage steckt noch viel mehr – vor allem ein großer Zufall, ohne den es die Rebsorte fast nicht gegeben hätte.
Vorweg: Abraham Isak Perold war – so scheint es – eine schillernde Figur. 1880 in Kapstadt geboren, studierte er zunächst Mathematik, Physik und Chemie an der Victoria-Hochschule in Stellenbosch, später dann in Halle in Deutschland Philosophie.
Unter Perolds Führung entstanden in den 1920er-Jahren an der Universität von Stellenbosch die Abteilungen für Weinbau und Önologie. Und der umtriebige Forscher erhielt von der Regierung Südafrikas einen Auftrag, der den Weinbau am Kap bis heute prägt: Perold wurde aufgefordert zu erforschen, welche europäischen Reben sich für den Anbau in Südafrika eignen. Von seinen Reisen brachte er 177 Sorten nach Südafrika. Noch heute sind sie Teil der bestehenden Sammlung auf der Versuchsfarm Welgevallen der Universität Stellenbosch.
Nun wird es wild: Den so planvoll, wie bislang alles klingt, war die Geburt des Pinotage mitnichten. Die Erzählung geht so: Perold – so formulierte es die Pinotage Association – „versuchte ein Baby mit den besten Eigenschaften von Mutter und Vater zu zeugen – dem klassischen Pinot-Geschmack des Burgunds mit der einfach anzubauenden, krankheitsresistenten Qualität des Cinsaut“.
Er pflanzte die Kreuzung im Garten seines Wohnsitzes auf der Versuchsfarm. Und vergaß sie! 1928 verließ Perold die Hochschule, um einen Job bei der noch heute bekannten Winzergenossenschaft KWV zu beginnen. Die Universität beschloss später, im mittlerweile überwucherten, früheren Garten Perolds kräftig aufzuräumen. Ein Dozent der Hochschule – so geht die Geschichte tatsächlich – radelte gerade vorbei, als der Aufräumtrupp zur Tat schreiten wollte und rettete die jungen Pflanzen, aus denen später Pinotage werden sollte.
Kanonkop Estate gehört zu den Pionieren der Pinotage-Weine
Der erste Pinotage-Wein wurde 1941 am Elsenburg Agricultural College hergestellt. Zudem wurden1941 die ersten Pinotage-Reben auf dem Kanonkop Estate von Paul Sauer und Danie Rossouw gepflanzt – der Beginn einer großen Erfolgsgeschichte.
Heute wird Pinotage auf einer Fläche von deutlich mehr als 6.000 Hektar in Südafrika angepflanzt. Weltweit gibt es in Südafrika damit die weitaus größte Anbaufläche für die Rebsorte. Kein Wunder, die Rebsorte wurde ja eigens auf die Bedingungen am Kap angepasst. Kleinere Anbaugebiete gibt es unter anderem noch in Neuseeland, Israel und in Kalifornien.
Und wie schmeckt nun ein Pinotage?
Die Rebsorte ist frühreifend. Ihr hoher Zuckergehalt führt zu alkoholreichen Weinen. Obwohl die „Eltern-Reben“ eher blass in der Farbe und tanninarm sind, steht Pinotage für tiefrote Weine mit höherem Tanningehalt. Wenn die Weinbaukunst stimmt, können sich Genießerinnen und Genießer auf fruchtige Weine mit Aromen von Pflaumen, roten und dunklen Beeren oder Kirsche freuen.
Der dunkelrote Beyerskloof Pinotage Kriekbult etwa besitzt eine Fülle von schwarzen Fruchtaromen von Brombeeren bis Cassis mit ausgewogenen Eichenaromen von der Fassreifung. Den Abgang begleitet ein Hauch von Schokolade.
Der Barista Black von Val De Vie duftet herrlich nach Pflaumen, Kirschen und Maulbeeren. Hinzu kommen Nuancen an warmen Backgewürzen. Am Gaumen hat der Barista Black einen saftigen Fruchtkern und eine gute Konzentration mit samtigen Tanninen, dazu kommt etwas Eichenkomplexität.
Und natürlich darf ein Kanonkap Pinotage mit seinen unverwechselbaren Noten von Schwarzen Johannisbeeren und Pflaumen sowie seiner herrlichen Würze nicht fehlen.
Pinotage zum Grillen? Perfekte Wahl!
Pinotage-Weine sind die perfekten Begleiter von Grillabenden. Genießen Sie also einen tiefroten südafrikanischen Rotwein zu dunkel geschmorter Lammschulter auf Langkornreis, zu einem hochwertigen Roastbeef oder anderem roten Fleisch, zu Spanferkel oder einfach zum perfekten Rindersteak.
Und, ach ja, sollte eine Südafrika-Reise anstehen: Schauen Sie doch mal hier, wann und wo überall in seinem Heimatland 100 Jahre Pinotage gefeiert wird.