Wein aus Chile: Caliterra, Veramonte und Co.

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„Es gibt nur wenige Länder, in denen die Berge die Kultur so tiefgehend prägen, wie es in Chile der Fall ist.“ So formuliert es die Organisation „Wines of Chile” (WOC) in ihrer noch jungen Publikation „New Classification of Chile’s Wine-Producing Areas”. Ein kurzer Blick auf die Karte genügt: die Anden, die längste Gebirgskette der Welt im Westen Nord- und Südamerikas, sowie das Küstengebirge Chiles sind Wesensmerkmale des südamerikanischen Landes mit seinen knapp 17 Millionen Einwohnern. Die gewaltigen Erhebungen bilden natürliche Grenzen, die dem Wein aus Chile seine Einzigartigkeit verleihen.

Natürlicher Weinbau

Ob die Gebirgsmassive mit dafür verantwortlich sind, dass Chile weltweit das einzige Land ist, das bisher von der Reblaus verschont geblieben ist, kann man nur vermuten. Beat Koelliker spekuliert im Buch „Die Große Hallwag Weinschule“: „Diese Abgeschiedenheit macht Chiles Weinbau einzigartig. (…) Die Reblaus, die die Weinberge fast der ganzen Welt verwüstet hat, fand ihren Weg nicht bis hierher. Wer das verhinderte, ist unklar: Die Anden, die sandigen Böden oder ganz einfach die Bewässerung durch Überfluten der Weinberge. Jedenfalls konnten hier auch Formen europäischer Sorten überleben, die in der Alten Welt verschwunden sind.“

Fest steht: Mit der Atacamawüste im Norden, den Anden im Osten, den Eisfeldern Patagoniens im Süden sowie dem Pazifik im Westen ist die Abgeschiedenheit ein Charakteristikum Chiles. Der Weinbau profitiert davon, denn die Weingüter müssen in ihren eher unberührten Lagen weniger auf den Einsatz unnatürlicher Mittel setzen. Der Slogan von Wines of Chile – „The natural choice“ – kommt also nicht von ungefähr.

Die Weinbauregionen – von West nach Ost gedacht

Wer sich intensiver mit dem Weinland Chile befasst, gelangt schnell zu einer Erkenntnis, die auf den ersten Blick erklärungsbedürftig ist:

Chile besitzt hinsichtlich Klima und Böden eine weitaus größere Vielfalt von Osten nach Westen als von Norden nach Süden.

Nicht die Nähe zum Äquator ist der entscheidende Faktor, sondern viel eher sind es die Einflüsse, die vom Pazifik und von den Anden ausgehen. Die Organisation WOC setzt deshalb seit einiger Zeit in ihrer Klassifikation auf diese Unterscheidung:

  • die Küstenregion (Costa)
  • die Weiten zwischen den Küstengebirgen und den Anden (Entre Cordilleras)
  • die Anden (Andes)

 Die Küstenregion

Die Küstenlinie Chiles ist länger als 4.000 Kilometer. Der Pazifische Ozean und vor allem der Humboldtstrom prägen den Weinbau hier in besonderem Maße. Die kalte Meeresströmung an der Westküste Südamerikas fließt von der Antarktis parallel zu den Anden nach Norden. Durch das kalte Meerwasser kühlt auch die Luft ab, die Folge sind geringe Niederschläge. Stattdessen ist der Nebel gerade für den Norden Chiles  typisch, der sich ergibt, wenn das kalte Wasser auf die Küste trifft. Für die Trauben ist das ideal, denn geschützt vor allzu intensiver direkter Sonneneinstrahlung können sie wunderbar ausreifen. Chiles Sauvignon Blanc, Chardonnay und Pinot Noir sind mit ihrer frischen Säure und belebenden Fruchtigkeit echte Geschmackserlebnisse – zum Beispiel aus dem Limari Valley, dem Casablanca Valley (wie der Escudo Rojo Chardonnay) oder dem Central Valley (Caliterra Reserva Sauvignon Blanc).

Zwischen den Gebirgsketten

Die Region mit der Bezeichnung „Entre Cordilleras” ist geprägt von weiten Landschaften. Hier – zwischen den Anden und den Küstenkordilleren – nahm der Weinbau in Chile auch historisch seinen Anfang. Spanische Eroberer pflanzten den ersten Wein im 16. Jahrhundert. Und auch der Neuanfang für den Wein aus Chile ging von diesem Gebiet aus, als Miguel Torres in den 1980er-Jahren im Curicó Valley mit dem Anbau seiner frischen und fruchtigen Weine begann. Das mediterrane Klima in dieser Region und die in den Anden entspringenden Flussläufe, die die Ebenen von Osten nach Westen durchziehen, prägen die Anbaugebiete.

Das Zentrum des Aconcagua Valley, benannt nach dem in den Anden entspringenden Río Aconcagua, zählt zu den ältesten Anbaugebieten im Land. Elegante und fruchtige Cabernet Sauvignon sowie Shiraz stammen aus diesen Ebenen. In gleicher Entfernung vom Pazifik und den Anden profitieren die Reben von den kühlenden Einflüssen aus West und Ost. Das gilt unter anderem auch für die Täler Maipo, Colchagua und Curicó.

 Die Anden

Die beeindruckende Höhe der Anden, die gen Süden abnimmt, ist für das Weinland Chile ein ganz entscheidender Faktor. Die Winde aus den Höhen ziehen tagsüber in die Täler und durchlüften die Anbauflächen am Fuße der Erhebungen. Extreme Temperaturen werden so kompensiert, Frostschäden verhindert und die großen Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht, die den Weinen ihre Aromatiefe verleihen, können so wirken. Die Anbaugebiete sind in den vergangenen Jahren immer höher gewandert. Die Sonne zeigt sich hier später über den Gipfeln, strahlt dafür umso intensiver. Die oft steinigen Böden am Fuße der Anden bieten eine gute Drainage und werden auch durch ihre Nähe zu den Flussläufen bewässert. Hinzu kommt ein ausgeklügeltes Netz von Kanälen, mit denen das Central Valley durchzogen ist.

Grundsätzlich gilt: Das Herz des chilenischen Weinbaus schlägt im Central Valley, das wiederum untergliedert ist in die Subregionen Maipo, Rapel, Curicó und Maule. Das Anbaugebiet Aconcagua liegt nicht weit entfernt, ebenfalls im Zentrum des Landes. Es ist unterteilt in die Unterregionen Aconcagua, Casablanca und San Antonio.

Wein aus Chile, (c) Wines of Chile
Die Organisation „Wines of Chile“ stellte Vineblog24 diese Grafik zur Verfügung. Wein aus Chile zeichnet sich durch eine große Vielfalt aus, wie diese Übersicht wunderbar veranschaulicht.

Die Rebsorten

Um einen aktuellen Überblick zu erhalten, auf welche Rebsorten das südamerikanische Land vor allem setzt, lohnt ein Blick auf den „Harvest Report 2012″ der „National Association of Chilean Agricultural Engineers/Enologists“. Bei den Weinen mit dem Label „Denomination of Origin“ ergibt sich folgende Reihenfolge (Angabe in Litern):

  1. Cabernet Sauvignon (~340.000.000; 33,3%)
  2. Sauvignon Blanc (~137.000.000; 13,5%)
  3. Merlot (~120.000.000; 11,9%)
  4. Chardonnay (~95.000.000; 9,3%)
  5. Carmenère (~85.000.000; 8,4%)

Gerade zu Carmenère gilt es einiges zu erklären: Es ist Chiles einzigartiges Aushängeschild im Weinbau. Die alte Bordeaux-Rebsorte verschwand in Frankreich durch die Reblaus-Plage fast vollständig, fand aber ihren Weg nach Chile. Dort war sie allerdings über Jahrzehnte unentdeckt, da Carmenère- und Merlotweinstöcke sich äußerlich stark ähneln und oft in Mischbeständen angepflanzt wurden. Viele Jahre gab es deshalb den „chilenischen Merlot”, der besonders würzig war und ungewöhnliche Aromen von grünem Pfeffer bot. Warum das so war, konnte man sich lange nicht erklären. Erst 1994 wurde entdeckt, dass die Ursache für diese besonderen Noten ein „blinder Passagier” in den Anbaugebieten war: die Rebsorte Carmenère.

Quelle: Ministerio de Agricultura, Catastro Viticola Nacional 2012

  Die Geschichte vom Wein aus Chile

Jens Priewe gibt in seinem „Handbuch Wein“ einen knappen Überblick: „Da die Reblaus Chile nie erreichte, intensivierte sich um die Jahrhundertwende der Handel mit den reblausgeschädigten Nationen in Europa. Chile wurde zu einem wichtigen Weinlieferanten Englands und Frankreichs. Erst die 1938 einsetzende Prohibition bremste das Wachstum. Der endgültige Niedergang der chilenischen Weinwirtschaft begann mit den Landreformen der christdemokratischen Regierung (1965) und später mit den Enteignungen durch die sozialistische Regierung von Salvador Allende (1980). 1982 brach der chilenische Weinmarkt endgültig zusammen.“ Investoren aus Frankreich und den USA standen dann am Anfang eines Neubeginns. Der Export vervielfachte sich, die Anbauflächen wuchsen kontinuierlich.

In seiner Übersicht der größten Weinproduzenten weltweit führt die Internationale Organisation für Rebe und Wein (OIV) Chile für das Jahr 2011 auf Rang acht. Im Jahr 2000 war die südamerikanische Nation noch nicht unter den ersten zehn Ländern vertreten. Chile hat in den jüngeren Jahrzehnten eine Erfolgsgeschichte erlebt, an der das Land weiter schreibt – sowohl was die Masse, vor allem aber was die Klasse der Weine angeht.

Überzeugen Sie sich selbst davon, das Chile-Sortiment von Vineshop24 ist ein idealer Startpunkt, um die geschmackvolle Vielfalt des Landes kennenzulernen.

Wein aus Chile: das Weingut Veramonte.
In den Tälern Chiles finden die Rebsorten ideale Bedingungen, um zu reifen. Foto: Veramonte

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