Die Region Marlborough im nördlichen Teil der Südinsel Neuseelands steht für herausragende Weine – vor allem Sauvignon Blanc aus dieser Region sucht weltweit seinesgleichen. Neal und Judy Ibbotson gehören zu den Weinbau-Pionieren in Marlborough. Die leidenschaftlichen Winzer gründeten 1994 das Weingut Saint Clair Family Estate, dessen Weine – das zeigen die zahlreichen Auszeichnungen – zum Besten gehören, was Neuseeland zu bieten hat. Gemeinsam mit ihren Töchtern Sarina und Julie sowie ihrem Sohn Tony haben Neal und Judy Ibbotson eine Marke geschaffen, die für unverwechselbare Qualität steht. Während der Messe ProWein in Düsseldorf stand Sarina Ibbotson, Marketing Managerin von Saint Clair, Vineshop24 Rede und Antwort.
Exklusiv-Interview: „Sauvignon Blanc hat uns weltweit die Türen geöffnet“
Wenn ich die Tweets auf @saintclairwine richtig lese, dürfen wir uns auf einen großartigen Jahrgang 2013 freuen …
Sarina Ibbotson (lacht): Ich kann natürlich keinerlei Versprechungen machen. Aber es stimmt, soweit wir das zu diesem Zeitpunkt sagen können, scheint die Qualität wirklich außergewöhnlich zu sein. Hinter uns liegt der beste Sommer seit langer Zeit. Es gab nur wenig Regen, warme, lange Tage und kühle Nächte. Gerade für die Produktion von Sauvignon Blanc ist das natürlich ideal.
Ein gutes Stichwort: Neuseeland hat als Weinland vor allem wegen seines Sauvignon Blanc internationale Anerkennung gefunden. Ist es eher ein Hemmnis für die neuseeländische Weinwirtschaft, wenn das Land speziell mit einer Rebsorte in Verbindung gebracht wird, oder sehen Sie das als Chance?
Ich denke, das ist eher ein Vorteil. Unsere herausragenden Sauvignon Blancs haben uns Türen in der ganzen Welt geöffnet. Die Menschen probieren diese Weißweine und sind begeistert. Wir können ihnen dann sagen: „Übrigens, wir machen auch wundervolle Pinot Noirs oder eben noch andere Weine. Die sollten Sie auch probieren.“ Und es ist tatsächlich so: Die Weine sprechen für sich selbst. Es kommt häufig vor, dass Kunden sie probieren und sie wirklich lieben. Hier auf der ProWein in Düsseldorf machen wir gerade sehr verheißungsvolle Erfahrungen mit der Rebsorte Grüner Veltliner, die wir zum zweiten Mal geerntet haben. Die Gäste an unserem Stand sind allesamt sehr angetan.
Können Sie – quasi als Botschafterin des neuseeländischen Weinbaus – erklären, warum Wein aus Neuseeland mehr ist als allein Sauvignon Blanc? Und welche Weine würden Sie speziell hervorheben?
Grundsätzlich gilt, dass die Neuseeländer sehr innovative Ansätze haben, auch in der Weinproduktion. Das zeichnet uns aus. Wir haben viele Variationen an Rebsorten zu bieten. Natürlich ist Sauvignon Blanc unser Aushängeschild, danach kommt aber schon Pinot Noir. Diese Weine gewinnen mit der Zeit auch noch an Qualität. Also ich empfehle definitiv, es mit einem Marlborough Pinot Noir zu versuchen.
Saint Clair Family Estate hat für seine Weine bemerkenswert viele Auszeichnungen erhalten. Was ist Ihr Geheimnis?
Natürlich fängt alles bei unseren besonderen Lagen an. Das ist die Grundlage. Hinzu kommt, dass wir ein sehr fähiges Team an Winemakern haben. Ihre Aufgabe ist es, das zur Geltung zu bringen, was das Terroir bietet. Und das gelingt ihnen. Ein weiterer Baustein ist unser System der Qualitätsanalyse. Die Trauben der jeweiligen Lagen werden nach der Lese separat verarbeitet. Nach der Fermentierung testen die Winemaker die Qualität jedes einzelnen Anbaugebietes. Wir haben ein internes Bewertungssystem, das bis zur Punktzahl zehn reicht. Die höchstbewerteten Produkte fließen in die „Reserve Range“ ein, die nächste Qualitätsstufe ist die „Pioneer Block Range“, dann folgt die „Origin Range“ und so weiter. Der große Vorteil bei diesem Vorgehen ist natürlich, dass wir sehr genau gelernt haben, in welchen Lagen welche Rebsorte herausragende Qualitäten erreicht. Wir können das über die Jahre im Blick auf unser Punktsystem wunderbar nachvollziehen.
In welchen Regionen genau bauen Sie Ihre Weine an?
Wie gesagt, wir haben verschiedene Anbaugebiete. Pinot Noir bringt die beste Qualität auf lehmigen Böden. In Marlborough findet man sie eher in den südlichen Tälern. Sauvignon Blanc verlangt hingegen nach sehr fruchtbaren Böden. Hier eignet sich nach unseren Erfahrungen vor allem der „Dillons Point Area“ im „Wairau Valley“.
Welche Weine von Saint Clair darf sich der Weinliebhaber nicht entgehen lassen?
Vorneweg muss ich unseren Saint Clair Wairau Reserve Sauvignon Blanc nennen. Dieser Wein ist unser Aushängeschild. Wenn unsere Winemaker ihr spezielles Rating-System anwenden, erreichen diese Weine in schöner Regelmäßigkeit die höchsten Punktzahlen. Er ist in den zurückliegenden Jahren wohl der am häufigsten ausgezeichnete Sauvignon Blanc Neuseelands – mehr als 30 Auszeichnungen stehen zu Buche. Ich zähle diesen Wein schlicht zu den WOW-Weinen. Sie riechen und schmecken diesen Wein und denken: WOW!
Haben Sie ganz persönlich einen Favoriten?
Natürlich den Saint Clair Wairau Reserve Sauvignon Blanc. Aber ich liebe auch die Chardonnays. Ich mag diese Rebsorte sehr gern, und wir bieten den wundervollen Saint Clair Omaka Reserve Chardonnay. Und selbstverständlich bin ich auch Fan unserer Pinot Noirs. Sie sehen, ich tue mich da schwer …
Saint Clair Family Estate ist, wie es der Name verrät, ein Familienunternehmen. Wie bedeutend ist das für Sie?
Es hat für uns alle eine große Bedeutung. Meine Eltern, Neil und Judy, haben das Weingut aufgebaut. Vor allem Neil ist leidenschaftlicher Winzer. Er hat jeden von uns darin bestärkt, ein Teil dieses Unternehmens zu sein. Es gab allerdings nie den Druck, in jedem Fall in dem Betrieb zu arbeiten. Tatsächlich studierte meine Schwester Krankenpflege, und ich wollte Lehrerin werden. Dann hat es uns aber doch zum Weinbau zurückgezogen, und wir studierten Wine Business Marketing in Adelaide.
Wie hart ist es für Saint Clair, sich auf dem heimischen Markt zu behaupten?
Der Wettbewerb ist hart. Aber ich denke, beim Verhältnis von Preis und Qualität übertreffen unsere Weine sogar die Erwartungen und den Anspruch, den unsere Kunden haben. Man merkt es auch hier bei der Messe ProWein. Wenn die Gäste einmal probiert haben, verkaufen sich die Weine wie von selbst. Dazu trägt sicher auch bei, dass wir sehr attraktive Etiketten haben. Unsere Label entwirft übrigens unser Bruder. Tony hat eine eigene Design-Beratungsfirma.
Sehen Sie noch mehr Potenzial für die Vermarktung von neuseeländischem Wein?
Absolut. Wir müssen da ständig am Ball bleiben, besonders in unseren Übersee-Märkten. Wir reden viel darüber in Neuseeland und sollten tatsächlich auch selbstbewusst patriotisch sein und sagen: Hey, probiert unsere Weine, sie sind hervorragend.