Zwei Dinge kommen beim argentinischen Weingut Alta Vista, im Besitz der französischen Familie D’Aulan, zusammen: Die französische Tradition und Kunstfertigkeit des Kreierens von herausragenden Weinen sowie die Leidenschaft und das außergewöhnliche Terroir im zentralen Westen und Nordwesten Argentiniens. Philippe Meurant von CDCV, Alta Vistas Exportleiter Vertrieb für Europa und Asien, spricht im Interview mit Vineshop24, einem exklusiven Anbieter der Alta Vista-Weine in Deutschland, über die im Wortsinne herausragenden Lagen des Weingutes, das Konzept der Single Vineyards und die Aussichten für den Jahrgang 2013.
Exklusiv-Interview: „Ein guter Malbec muss kämpfen“
Herr Meurant, es ist bemerkenswert, dass Alta Vista-Weine von internationalen Kritikern konstant hohe Bewertungen erhalten. Wie schaffen Sie es, dieses Qualitätsniveau so beständig zu erreichen?
Tatsächlich ist es so, dass in der siebten Ausgabe von „Parker‘s Wine Buyer’s Guide“ Alta Vista zu den fünf besten argentinischen Weingütern gezählt wurde. Ich denke, einer der Schlüsselfaktoren für unsere Qualität ist, dass Alta Vista über sehr gute Lagen mit außergewöhnlichen klimatischen Bedingungen verfügt. Diese Lagen sind zudem sehr unterschiedlich geprägt, was uns wiederum die Möglichkeit gibt, anspruchsvolle Kompositionen zu kreieren. Um ins Detail zu gehen: Alta Vista besitzt mit Anbaugebieten in Lujan de Cuyo und im Valle de Uco zwei Lagen, die bereits vor mehr als 80 Jahren bepflanzt waren und die Grundlage für sehr gehaltvolle Weine bilden. Dazu kommen sehr junge Lagen, bei denen Klima und Böden ideal sind.
Gibt es weitere Besonderheiten?
Ja, einige. Alta Vista zählte etwa zu den ersten Weingütern, die mit sogenannten „double-sorting-tables“, also doppelten Sortiertischen, gearbeitet haben. Die Auswahl der Trauben erfolgt sehr akribisch. Und, was uns besonders wichtig ist: Alta Vista hat sich als Vorreiter sehr dafür eingesetzt, das Konzept der Single-Vineyard-Weine in Argentinien zu etablieren. Für uns war es ein ganz wesentliches Ziel zu zeigen, dass Malbec aus Argentinien außergewöhnlich ist. Natürlich müssen die Gegebenheiten dafür vorhanden sein. In unseren Lagen ist das hinsichtlich des Klimas und der Böden der Fall, hinzu kommt unsere besondere Art der Vinifizierung. Alta Vista hat französische Wurzeln, und wir verfolgen auch einen entsprechend traditionsreichen Ansatz der Wein-Herstellung, der exakt so auch in Frankreich umgesetzt wird. Allein die Zeit der Lese ist auf der Südhalbkugel eben eine andere. So entstehen Weine aus drei unterschiedlichen Gebieten, allesamt mit ganz eigenen Charakteristiken, die von Weinkritikern hochgeschätzt sind.
Malbec und Torrontes sind die Aushängeschilder von Alta Vista. Was zeichnet diese Rebsorten aus?
Zunächst einmal zum Malbec: Sie finden diese Rebsorte natürlich in einigen Ländern. Aber wir waren von Beginn an überzeugt, dass Malbec in Argentinien zu einer wahren Erfolgsgeschichte wird. Ich formuliere es mal so: Ein guter Malbec muss kämpfen. Seine Wurzeln gehen sehr tief, um Wasser zu finden. Deshalb sind die fast wüstenähnlichen Bedingungen, über die wir in Argentinien verfügen, so ideal. Hinzu kommen die Möglichkeiten der Bewässerung, da sich die Lagen am Fuße der Anden befinden. Wir haben nach einigen Jahren in Argentinien gemerkt, dass die Bewässerung natürlich für alle Rebsorten ein wesentlicher Faktor, beim Malbec aber von besonderer Bedeutung ist. Gemeinsam mit einer Firma aus Bordeaux haben wir deshalb ein System entwickelt, durch das wir mittels Infrarot-Bildern für jede Lage genau sehen können, wie es um den „Wasserhaushalt“ bestellt ist und ob wir die Bewässerung verstärken oder verringern müssen. Übrigens hat das auch einen Umweltaspekt: Seit wir diese Technik einsetzen, haben wir unseren Wasserverbrauch um 30 Prozent reduziert.
Was ist zu Torrontes zu sagen?
Alta Vista hat es sich zum Ziel gemacht, Botschafter von Torrontes zu sein, weil diese Traubensorte typisch argentinisch ist. Die Weine sind sehr frisch, aromatisch und knackig. Es hat einige Jahre gedauert, in denen wir viele Erfahrungen gesammelt haben, um letztendlich das beste Anbaugebiet für Torrontes zu lokalisieren. Es zeigte sich, dass unser Cafayete Vineyard im Salta – ein Gebiet im Nordwesten Argentiniens, das 2000 bis 2300 Meter über dem Meeresspiegel liegt und die Andenwüste mit tropischen Eigenschaften vereint – ideal ist für den Anbau von Torrontes.
Was ist eigentlich von größerer Bedeutung: die Rebsorte oder die Böden?
Das Terroir ist eine Kombination aus beidem. Ich denke, beides ist von gleichrangiger Bedeutung.
Für den Weinfreund, der zum ersten Mal einen Wein aus dem Portfolio von Alta Vista trinken möchte: Was würden Sie zum Einstieg empfehlen?
Wir bieten unterschiedliche Produktlinien an. Grundsätzlich aber gilt, dass es einen markanten Alta Vista-Stil gibt. Die Weine sind gehaltvoll und haben einen vollen Körper, gleichzeitig bringen sie eine angenehme Säure mit sich, sodass die Weine sehr elegant sind. Die Weine sind also, in Kurzform, gehaltvoll, aber nicht schwer. Ein guter Einstieg in Alta Vista-Weine wäre eine Kreation aus der Classic-Serie. Diese Weine sind eher auf die Frucht fokussiert. Schritt für Schritt empfehlen wir dann die Premium-Linie, Terroir-Selections und die Single Vineyard-Weine. Bezüglich der Reifungszeit und der Reifeprozesse wird es immer hochwertiger. Und natürlich bringt gerade unser Konzept der Single Vineyards unverwechselbar charaktervolle Weine hervor.
Können Sie etwas zu den einzelnen Weinbergslagen von Alta Vista sagen, die ja allesamt mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel liegen?
Alta Vista verfügt über fünf Weinbergslagen in der Region Mendoza. Drei befinden sich in Luján de Cuyo, einem Gebiet, das unter anderem aufgrund seines wüstenähnlichen Klimas anerkanntermaßen wie geschaffen ist für Malbec. Was faszinierend ist: Wenn Sie zwei Weinbergslagen miteinander vergleichen, wie etwa Alizarine Vineyard und Serenade Vineyard, zwischen denen nur eine Distanz von etwa zehn Meilen liegt, ist der Malbec schon völlig unterschiedlich. Wir haben zwei weitere Lagen im Valle de Uco in Südwest-Mendoza. Der Temis Vineyard liegt mehr als 1000 Meter über dem Meeresspiegel. Hier herrscht das kälteste Klima im Weinbau Mendozas. Und – wie erwähnt – im Nordwesten Argentiniens kommt noch das Anbaugebiet Cafayete Vineyard hinzu.
Generell gefragt: Glauben Sie, dass argentinische Weine international schon genug Anerkennung erfahren oder sehen Sie noch Luft nach oben?
Sicher sehen wir noch Potenzial. Aber wir können feststellen, dass Argentinien in den vergangenen 15 Jahren große Fortschritte als exportierende Weinnation gemacht hat. Argentinien ist der fünftgrößte Weinproduzent der Welt – und das, obwohl das Land vergleichsweise spät verstärkt in diesen Markt eingestiegen ist.
Wie sieht Ihre Prognose für den Jahrgang 2013 aus?
Es sieht so aus, dass wir vor allen Dingen neben der Qualität auch mengenmäßig einen sehr guten Jahrgang erwarten dürfen. In den Vorjahren war die Quantität durchaus ein Problem. Auch bei der Qualität ist einiges zu erwarten. Es gab zum Glück diesmal keinerlei Probleme mit Hagel oder übermäßiger Hitze.