Was man bereits daran erkennen kann, dass in Frankreich ein Sturm der Entrüstung losbrach, als der Grieche André Mentzelopoulos 1977 dieses französische Nationalheiligtum für rund 72 Millionen Francs erwarb. Der Grieche musste erst eingebürgert werden, damit die französische Seele Ruhe bekam, denn sonst hätte man schließlich auch den Eifelturm an die Amerikaner verkaufen können.
Doch was macht Château Margaux aus, warum ist dieses Château vielleicht sogar der Leader der Premier Crus, also der Primus inter pares und wird von nicht wenigen bekannten Kritikern als „bester Wein der Welt“ bezeichnet?
Wir möchten die neuere Geschichte und einige Entwicklungen auf diesem legendären Château zum Anlass nehmen, dieses etwas genauer zu untersuchen.
Inzwischen ist Château Margaux geschätzte 300-400 Millionen Euro wert. André Mentzelopoulos verstarb 1980 und hinterließ das Château seiner damals 27-jährigen Tochter Corinne Mentzelopoulos, die Château Margaux mit viel Engagement, Verve und Stolz bis heute führt. Mittlerweile ist schon die dritte Generation der Familie Mentzelopoulos, in Gestalt von Corinnes Tochter Alexandra auf dem Château tätig und führt den Traum ihres Großvaters weiter. Doch auch ein kurzer Blick in die frühere Geschichte des Châteaus sei zwischendrin erlaubt.
Schon im 12. Jahrhundert existierte das Gut unter dem Namen La Mothe de Margaux, wobei La Mothe abgeleitet vom Wort „motte“, kleine Erhebung oder Hügel, bedeutet. Wein wurde zu dieser Zeit allerdings noch nicht angebaut, man pflegte die Landwirtschaft. Dies änderte sich 1572 mit der Übernahme durch die Familie Lestonnac, die erstmals Wein kelterte. Eigentümer kamen und gingen. Der Marquis de Colonilla ließ dann das herrschaftliche Haus des Châteaus 1816 fertigstellen, welches André Mentzelopoulos durch den klassischen Säulenbau an seine griechische Heimat erinnerte und seine Kaufabsicht von Château Margaux verstärkte.
Zuvor hatte die Familie Ginestet 1950 das Anwesen gekauft. Noch heute Inhaber eines der angesehensten Handelshäuser in Bordeaux, brachte ihnen das Château jedoch kein Glück. Die 1970er Jahre wurden zum Schicksalsjahrzehnt, als sie eine allgemeine Rezession, die Ölkrise und schlechte Jahrgänge wie 1972-74 dazu zwangen, Château Margaux zu verkaufen.
Bemerkenswert ist dennoch die jahrhundertelange Qualität dieser Rebsäfte, die schon Thomas Jefferson, den späteren amerikanischen Präsidenten, 1878 dazu veranlassten, von dem Château zu schwärmen. Auch Friedrich Engels schrieb 1868, dass seine Auffassung von Glück eine Flasche 1848 Château Margaux sei (Unglück sei, wenn er zum Zahnarzt müsse, so der Philosoph und Revolutionär).
Zum einen ist es das Terroir aus der Hügellage mit den Kiesböden in Margaux und der unmittelbaren Nähe zur Gironde, die als Temperaturregulierer dient.
Zum anderen ist es aber die (Wo)man-Power und das Know-how der Akteure des Châteaus. Kein anderer Wein vermag eine derart exzellente Harmonie im Cuvée aus Cabernet Sauvignon, Merlot und Petit Verdot herzustellen. Die feminine Feinheit und Finesse, die den Weinen der Appellation Margaux immer wieder attestiert wird, wird zur Perfektion geführt.
Und hier kommt eine weitere, große Persönlichkeit von Château Margaux ins Spiel, der leider 2016 viel zu früh verstorbene Paul Pontallier, Doktor der Önologie und seit 1990 Geschäftsführer von Château Margaux. Er beschäftigte sich mit der Fassreifung der Weine und forschte intensiv mit allen Methoden der modernen Vinifikationstechnologie, um dem Terroir das Maximum zu entlocken.
Château Margaux verfügt über eigene Labore und eine eigene Küferei. Dennoch ist man sensibel gegenüber aktuellen Strömungen und prüft diese kritisch. Ein Optical-Sorter wird beispielsweise bewusst nicht eingesetzt, da man der Qualität der manuellen Selektion und den beteiligten Personen mehr vertraut, als der Maschine, die man über mehrere Jahrgänge hinweg getestet hat.
Stararchitekt Norman Foster, der auch die Kuppel des Reichstags entwarf, ist für die 2015 eröffnete, neue Kelleranlage, mit Forschungslabor, verantwortlich. Auch das neue Flaschenlager, mit angrenzendem Tasting-Room und atemberaubenden Blick über die Schätze von drei Jahrhunderten, stammt von ihm.
Der 2015er Jahrgang war der letzte Jahrgang unter Paul Pontallier und wurde ihm zu Ehren mit einem goldenen Siebdrucklabel versehen. Die Flasche, mit dem Aufdruck „Hommage à Paul Pontallier“, ist ikonenhaft und bereits jetzt ein Sammlerstück, soweit man sie überhaupt noch erwerben kann.
Paul Pontalliers Sohn Thibault ist ebenfalls auf Château Margaux tätig und wird zum weiter andauernden Höhenflug von Château Margaux beitragen. Der Kreis schließt sich; die Kraft und Eleganz der großen Margaux wird auch in Zukunft die Weinliebhaber dieses Planeten verzücken.
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