Die richtige Trinktemperatur für Wein ist immer wieder ein spannendes Thema. Sie kann einen herrlichen Wein verunstalten oder, richtig temperiert, ins rechte Licht rücken.
Grundsätzlich ist die altbekannte Weisheit, weißer Wein wird kalt getrunken und Rotwein wärmer, nicht falsch und kann als Anhaltspunkt dienen. Allerdings sollte der Weinliebhaber einige Faktoren bedenken, bevor er die Flasche öffnet.
Das wichtigste zuerst: Zimmertemperatur bedeutet nicht die Temperatur in Ihrem Wohnzimmer, diese Ansicht war in alten Zeiten einmal richtig, ist aber heute antiquiert und falsch. Trinken Sie einen trockenen Riesling bei Zimmertemperatur, sprich 20-24 Grad, dann wird er weder seine Säuren noch seine Mineralität zeigen, er wird überladen, alkoholisch und fad schmecken. Ähnlich wird die Erfahrung mit einem Rosé oder einem Clairet aus dem Bordeaux sein. Wobei ein Clairet seine Wohlfühlzone bereits bei ca. 12 Grad erreicht und in dieser den gelungenen Kompromiss zwischen einem frischen Roséwein und einem leichten Rotwein unter Beweis stellt.
Ein weiterer Exot, wenn auch eine der ältesten Weinreben überhaupt, stellt der Muskateller dar. Je nach seiner Sorte, in einem grünlichen gelb, über gelb, bis hin zu goldfarbenen, muskatähnlichen Nuancen zeigt er sich bei ca. 8 -10 Grad, von seiner besten Seite.
Rotwein wird bei ca. 16 -18 Grad getrunken, in diesem Spektrum entwickelt sich der Wein am besten. Er gibt seine Säuren, Tannine und Aromen eindrucksvoll wieder, wogegen die Säuren und Tannine in zu kaltem Zustand eher aggressiv wirken und es nicht wirklich Freude macht den Wein zu verkosten. Wird der Rotwein zu warm, tritt Alkohol in den Vordergrund, die Weine wirken überladen und der kraftvolle, intensive Rotwein, wie eine Garnacha-Traube oder ein Pinot Noir, können dann schnell einmal marmeladenartige Geschmacksformen annehmen. Geben Sie den Weinen eine Chance, genießen Sie die guten Tropfen bei der für sie optimalen Trinktemperatur!
Daumenregel:
Weißwein wird kälter getrunken als Rotwein. Leichte Weine werden kühler getrunken als schwere Weine.
Was hat das Glas mit der Trinktemperatur zu tun? Bedenken Sie: Ein wohltemperierter Wein erwärmt sich im Glas, ungekühlt und bei Zimmertemperatur, in der Hand gehalten, innerhalb von 10 Minuten um 2 -3 Grad. So wird schnell klar, warum der Weinkenner sein Glas so weit unten wie möglich festhält und ein Glas mit möglichst langem Stiel bevorzugt. Die Handwärme erreicht so langsamer den Inhalt des Kelches und der Wein bleibt länger optimal temperiert.
Hier handelt es sich um Richtwerte und nicht jeder Wein lässt sich in eine Kategorie pressen, aber als richtungsweisend kann Folgendes gelten:
Servieren Sie den Wein lieber ein wenig zu kühl als zu warm. Bereits beim Einschenken aus der gekühlten Flasche ins Glas, erwärmt sich der Wein um ca. 1 Grad, und dann ca. alle 10 Min. um weitere 2 Grad, je nach Umgebungstemperatur.
Zum Kühlhalten und zum Herunterkühlen von Wein eignen sich praktische Kühlmanschetten, die teilweise sogar über ein Thermometer verfügen. Der klassische Sektkühler stellt eine weitere, stilvolle Möglichkeit dar, allerdings sollte man darauf achten, dass der darin gekühlte Weißwein nicht zu sehr abkühlt.
Sektkühler, zu einer Hälfte mit Wasser und einer Hälfte mit Eis gefüllt, kühlen einen warmen Wein rasch und effektiv auf die richtige Temperatur herunter. Eine Salzzugabe begünstigt das Tauen des Eises und beschleunigt so den Vorgang, wenn es einmal schnell gehen muss.
Bei einem edlen Rotwein sollten Sie sich die Zeit nehmen, den Wein rechtzeitig aus dem Keller zu holen und im Kühlschrank auf Trinktemperatur zu bringen. Vor dem Genuss lassen Sie die Flasche dann eine Weile bei Zimmertemperatur ruhen. Ist die Zeit begrenzt und der Besuch naht bereits, bedienen Sie sich im Notfall eines Gefäßes mit lauwarmem Wasser, in dem der zu temperierende Rotwein schnell seine Trinktemperatur erreicht. Lassen Sie das aber nicht zur Gewohnheit werden, der Rotwein mag diese Beschleunigung nicht so sehr und es können wertvolle Aromen auf der Strecke bleiben.
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