Crljenak Kaštelanski – so heißt der Doppelgänger, den US-amerikanische und kroatische Forscher nach langer Suche zu Beginn des 21. Jahrhunderts an der dalmatischen Küste enttarnten. Das klingt nach einem schönen Agenten-Thriller, aber es geht hier „nur“ um die Abstammung einer Rebsorte. Dass Zinfandel, eine der Vorzeige-Rebsorten Kaliforniens, und die Primitivo aus Apulien, der „Absatz des Stiefels Italien“, identisch sind, steht schon seit einigen Jahrzehnten fest. Aber woher stammt die Rebsorte ursprünglich? Und auf welchen Wegen gelangte sie in die USA und nach Apulien? Diese Frage beschäftigte einige Wissenschaftler über Jahrzehnte.
Es gibt dazu zahlreiche Ausführungen. Und wer sich darüber in der Literatur einen Überblick verschafft, darf sich auch ein bisschen darüber wundern, dass der eine Experte erklärt, die Rebsorte sei von Italien aus durch Auswanderer in die USA gelangt, während an anderer Stelle steht, die Rebsorte sei vom Balkan aus in die USA gelangt, um dann nach Italien reimportiert zu werden. All das ist folglich Spekulation. Fest steht aber: Die Rebsorte stammt ursprünglich aus Kroatien, und hier trägt sie den Namen Crljenak Kaštelanski. Wer ihren Werdegang in Kalifornien genauer nachlesen möchte, dem sei ein wirklich lesenswerter Beitrag der Wein-Fachfrau Jancis Robinson zum Zinfandel empfohlen.
Wie kommen nun Primitivo und Zinfandel zu ihren Namen? Tatsächlich habe ich jüngst eine Flasche Primitivo verschenkt, und der Beschenkte fragte leicht irritiert, ob ich ihm damit etwas sagen wolle. Auf den – zugegebenermaßen naheliegenden – Gedanken, Primitivo mit „primitiv“ zu verbinden, war ich gar nicht gekommen. Ich konnte ihn beruhigen. Der Name leitet sich eher von „primo“ (der Erste), ein Hinweis auf die frühe Reife.
Und Zinfandel? Dieser Name geht wohl auf einen Irrtum zurück. Es gibt die weiße Rebsorte Zierfandler aus Österreich. Die Vermutung liegt nahe, dass eine falsche Beschriftung dazu führte, dass beim Import der Rebsorte Primitivo (oder Crljenak Kaštelanski, oder…) in die USA im 19. Jahrhundert die Setzlinge als Zierfandler ausgewiesen wurden, woraus dann der Zinfandel wurde. Liebhaber sprechen heutzutage übrigens von Zin.
Kommen wir nun zum Kern des Ganzen: Wie riecht und schmeckt der Wein denn? Ein guter Primitivo hat eine mittlere bis tiefe rubinrote Farbe. Die Weine duften nach dunklen Waldfrüchten, nach Brombeeren, Himbeeren und Kirschen. Auch eine frische Kräuterwürze mit Noten von Eukalyptus ist typisch. Am Gaumen ist er kräftig und voll, mit runden Tanninen und festem Körper. Durch den hohen Zuckergehalt der Traube ist der Alkoholgehalt meist hoch.
Zinfandel hatte es in Kalifornien nicht leicht, besonders weil die Rebsorte gegenüber Cabernet Sauvignon so wenig vornehm klingt. Hinzu kommt, dass sie sehr ungleichmäßig ausreift, während also manche Trauben noch nicht ganz reif sind, drohen andere schon faulig zu werden. Die Winzer müssen folglich einiges an Arbeit investieren, und das, obwohl die Rebsorte nicht so hohe Verkaufspreise erzielt wie andere.
Und trotzdem hat Zinfandel/Primitivo seinen festen Platz in der feinen Weinwelt. Warum das so ist? Probieren Sie einfach mal einen Ravenswood Lodi Old Vine Zinfandel oder den von so vielen geliebten San Marzano Sessantanni Primitivo di Manduria DOP oder einen Gran Sasso Primitivo Puglia IGT aus Apulien. Weitere Zinfandel gibt es in unserem Onlineshop.
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