In Teil 3 der Bordeaux-Serie haben wir die subregionalen Appellationen der Halbinsel Médoc beschrieben und welche Kommunal-Appellationen dazugehören. Nun widmen wir uns diesen noch kleineren Gebieten des Weinbaus. Die sechs weltberühmten Kommunal-Appellationen des Haut-Médoc heißen Listrac, Margaux, Moulis, Pauillac, Saint-Estèphe und Saint-Julien. In diesem Teil blicken wir näher in die drei Erstgenannten.
Die AOC Listrac-Médoc ist die zweitkleinste kommunale Appellation im Haut-Médoc mit knapp 670 Hektar. Trotzdem gibt es eine bemerkenswerte Vielfalt an Anbaugebieten. Wegen der Höhenlagen von etwa 45 Metern wird Listrac-Médoc auch als das Dach des Médoc bezeichnet. Auf Kiessandkuppen im Westen wird überwiegend Cabernet Sauvignon angebaut. Im Zentrum der kommunalen Appellation dominiert lehmig-kalkiger Sandboden, auf dem vorwiegend Merlot angebaut wird. Im Nordosten schließlich bildet eine Kuppe aus Kieseln, die einst die Garonne (Garonne und Dordogne verbinden sich zur Gironde) herangetragen hat, die ideale Grundlage für den Anbau von Cabernet Sauvignon.
Die außergewöhnlichen Böden sind der Garant für die hochwertigen Kreationen aus Cabernet Sauvignon – er gibt den Weinen eine wunderbare Struktur – und Merlot. Der Boden dieses Terroirs verleiht aromatische Kraft und Fruchtigkeit. Diese Komponenten und das faszinierende Alterungspotenzial machen die Weine aus Listrac-Médoc so besonders. Ein schönes Beispiel ist der Château Fourcas Borie 2010.
Die Appellation Margaux ist die einzige kommunale Appellation im Haut-Médoc, die den Namen des ersten Grand Cru trägt, Château Margaux. Die Appellation erstreckt sich über 1.400 Hektar auf der südlichen Médoc-Halbinsel und umfasst fünf Gemeinden: Arsac, Cantenac, Labarde, Margaux und Soussans.
Bei der berühmten Klassifizierung von 1855 wurden unter anderem 21 Grands Crus Classés der Appellation Margaux benannt. Es ist das Ergebnis idealer Anbaubedingungen. Jens Priewe schreibt in seinem Handbuch Wein: „Die Böden sind genauso wasserdurchlässig wie die der anderen Orts-Appellationen des Haut-Médoc, doch karg und arm an Stickstoff. Die besten Flächen liegen auf niedrigen, Gironde-nahen Plateaus mit dicker Kiesschicht. Margaux-Weine sind selten die körperreichsten, aber häufig die vornehmsten und duftigsten Bordeaux mit zarter, würzig rauchiger Frucht und eleganten, perfekt verwobenen Tanninen.“
Die Kompositionen – oft aus Cabernet Sauvignon, Merlot, Cabernet Franc, Petit Verdot und Malbec – sind echte Geschmackserlebnisse. Fast 800 unabhängige Erzeuger bieten eine bemerkenswerte Vielfalt an Weinen aus der kommunalen Appellation Margaux. Probieren Sie doch einmal den Brio de Cantenac Brown.
Die AOC Moulis-en-Médoc ist die kleinste der sechs kommunalen Appellationen des Médoc. Sie bildet einen zwölf Kilometer langen und bis zu zwei Kilometer breiten, von Südwesten nach Nordosten verlaufenden Streifen. Auf kieshaltigen sowie lehmig-kalkigen Sandböden reifen wunderbare Weine auf etwas mehr als 600 Hektar Anbaufläche heran.
Moulis-en-Médoc verdankt seinen Namen den vielen Mühlen, die es einst an den Flussläufen in der Region gab. Westlich von Margaux gelegen gibt es hier etwa 50 Weingüter. Dass sich unter den Châteaux von Moulis kein Grand Cru Classé befindet, liegt daran, dass die Gemeinde in der Klassifikation von 1855 nicht berücksichtigt wurde. Hervorragende Crus Bourgeois wie Château Maucaillou oder die Crus Grand Bourgeois Exceptionnel des Château Chasse-Spleen und des Château Poujeaux sind den klassifizierten Gewächsen aber ebenbürtig.
Moulis-Weine verführen durch ihren aromatischen Ausdruck und ihr komplexes Bouquet von roten Früchten, Vanille, Zimt, Süßholz, Veilchen und geröstetem Kaffee.
Die Welt der Bordeaux-Weine ist auf den ersten Blick alles andere als leicht zugänglich. Deswegen soll es soweit erst einmal reichen. In Teil 5 unserer Serie blicken wir in die weiteren kommunalen Appellationen des Médoc.
Nun haben wir Ihnen ein wenig mehr über die Kommunal-Appellationen des Médoc erzählt. Hat Ihnen die Beschreibung der Terroirs gefallen, können Sie mit den Weintipps etwas anfangen? Oder haben Sie noch Informationen, die unbedingt hier geteilt werden sollten? Wir freuen uns sehr über Ihren Kommentar.
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