Wein trinken, aber richtig! „Richtig“, bezieht sich in diesem Fall auf gängige Praktiken im Umgang mit Wein, die sich im Laufe der Zeit herausgebildet haben und die zu praktizieren, den Weinkenner charakterisieren. Ist das wirklich so?
Wir stellen hier ein paar Eckpunkte heraus, die zwar nicht sofort zum Weinspezialisten erheben, aber doch dazu beitragen, sich selbstbewusst und gewandt im Kreise von Weinkennern zu bewegen. Wie vieles im Umgang mit dem Wein, sind auch die Umgangsformen von der Gesellschaft geprägt. Diese wird immer vom aktuellen Zeitgeist tangiert und befindet sich daher ständig im Wandel. Was gestern richtig war, muss heute nicht falsch sein. Die moderne Wissenschaft und auch der bewusstere Umgang mit Wein haben trotzdem mit einigen angestaubten Weisheiten aufgeräumt.
Inhalt:
Kurze Frage, kurze Antwort: Ja. Wie bei vielen Dingen, ist dieses „Ja“ mit einem „Aber“ versehen. Das Schlürfen dient nichts anderem, als einer erhöhten Sauerstoffzufuhr zum Wein im Mund. Sauerstoff trägt dazu bei, dem Wein behilflich zu sein, sich zu öffnen und seine Aromen verstärkt dem Mundraum und den Geschmacksknospen zugänglich zu machen. Somit werden mehr Sinnesreize bereitgestellt, die das Geschmacksempfinden verfeinern. Die Technik des Schlürfens ist einfach. Je mehr Wein im Mundraum mit der „erschlürften“ Luft in Verbindung kommt und sich bestenfalls damit verwirbelt, desto mehr Aromen werden freigesetzt. Der Schlürfvorgang schließt ein, dass der Wein nach der Sauerstoffaufnahme (Schlürfen) noch kurz im Mund bleibt. Diese Verweildauer von wenigen Augenblicken, gibt den Geschmacks- und Geruchsrezeptoren vermehrt Gelegenheit, die Inhaltsstoffe deutlich aufzunehmen. Das Schlucken transportiert den Wein entlang der Kehle in die Speiseröhre. Auf diesem Weg passiert er weitere Geschmacksknospen und gibt nach dem Schluckvorgang noch nasale (olfaktorische) Eindrücke wieder, die durch das Ausatmen durch die Nase verstärkt werden. Bei einer Weinverkostung wird das Maximum an Geschmack und Geruch also durch diese Schritte erreicht:
Das Schlürfen sollte nicht als „kleine Tischmusik“ den ganzen Abend begleiten, soweit Sie sich nicht auf einer professionellen Verkostung mit wechselnden Weinen befinden.
Nein, denn das ist abhängig von dem Wein, den man trinken möchte. Hier helfen ein paar einfache Regeln, um den Wein richtig zu behandeln. Natürlich gibt es keine Regel ohne Ausnahmen. Als grobe Daumenregel helfen die folgenden Tipps aber schon sehr.
Bei dem Vorgang des Dekantierens oder Karaffierens geht es immer um die erweiterte Belüftung des Weines. Belüftet werden können sowohl Rot- als auch Weißweine. Ob die eine oder andere Behandlung sinnvoll ist, also positiv auf den Wein einwirkt, hängt vom Wein ab.
Der Unterschied zwischen Dekantieren und Karaffieren
Um mit den Begriffen Dekantieren und Karaffieren keine Verwirrung zu stiften, wird hier erst einmal der Unterschied beleuchtet. Es handelt sich um zwei völlig verschiedene Vorgänge, bei denen zwei unterschiedliche Gefäße benutzt werden. Der Dekanter oder die Karaffe.
Ein Dekanter soll so beschaffen sein, dass der eingegossene Wein, eine möglichst kleine Oberfläche zeigt. Somit wird die Reaktion mit dem Luftsauerstoff reduziert und die Gefahr, dass der Wein oxidiert (umkippt), verringert. Das Dekantieren dient ausschließlich dazu, einen meist älteren Rotwein (+/- 10 Jahre) vom Bodensatz (Depot) zu trennen.
Die Karaffe, mit ihrer bauchigen Form, bietet dem Wein eine möglichst große Oberfläche, sodass dieser großflächig mit dem in der Luft enthaltenen Sauerstoff reagieren kann. Karaffiert werden meist jüngere Weine, die noch bisher ungenutztes Reifepotenzial bergen und dieses unterstützt durch die großzügige Belüftung freisetzen können.
Dekantieren
Hier steht die Trennung von Depot und Wein im Vordergrund. Das Depot (Bodensatz) besteht aus unbedenklichen Rückständen, Schwebstoffen von Farbpigmenten oder Gerbstoffen, die sowohl die Farbe als auch die Klarheit eines Weines verderben können. Hier kann auch, besonders bei Weißweinen, Weinstein auftreten, der übrigens zu keiner Qualitätsminderung beiträgt und bei Weißweinen deutlich zu sehen ist. Der zu dekantierende Wein sollte mehrere Stunden aufrecht gestanden haben, sodass sich der gesamte Bodensatz (Depot) am Boden gesammelt hat. Das Umgießen muss sehr vorsichtig erfolgen und der Bodensatz sollte mit einem kleinen Rest des Weines in der Flasche verbleiben. Während des Umfüllens darf es nicht zu Verwirbelungen kommen, die den Bodensatz aufwirbeln und mit dem Wein vermischen. Dekanter mit einer Lichtquelle, traditionell einer Kerze, bieten den Vorteil, durch das meist dunkle Flaschenglas das Depot genau zu beobachten. Mit langsamen Drehbewegungen der Flasche erzielt man die höchste Ausbeute, ohne dass sich der Bodensatz bis zum Flaschenhals fortbewegt. Behutsames Vorgehen und ständiges Beobachten sichern den ungeteilten Weingenuss!
Karaffieren
Hierbei geht es darum, den Wein zu belüften. Er soll mit so viel Luftsauerstoff in Kontakt geraten, wie nur möglich. Vor allem jüngere Weine erhalten so die Gelegenheit sich zu entfalten, sie sollen atmen und sich öffnen. Das Umgießen in die Karaffe kann zügig passieren, sollte aber dem Anlass entsprechend nicht zu stürmisch erfolgen. Wichtig ist, dass der umgefüllte Wein nun Zeit bekommt mit dem Sauerstoff zu reagieren. Interessant ist hierbei eine Vorher-Nachher Probe. Zuvor verschlossene, wenig Ausdruck zeigende Weine wirken mit der Zeit harmonischer, zeigen komplexe Aromen und glätten hervorstechende Tannin und Gerbstoffeinflüsse. Maßstab des Erfolges ist immer der Innendurchmesser einer Karaffe. Das Material, Glas oder edlere Stoffe, spielt dabei keine Rolle. Die Karaffenform sollte vorzugsweise einem Liter Wein Platz bieten und am bauchigen Mittel- oder Fußteil mindestens 25 cm im Durchmesser aufweisen. Je größer der Durchmesser – und somit die Oberfläche – desto besser die Belüftung.
Die Trinktemperatur von Wein ist abhängig von seiner Art. Rotweine werden generell höher temperiert getrunken als Weißweine. Es gibt gewisse Regeln, mit denen man immer ganz gut aufgestellt ist. Besser sind jedoch die Angaben der Winzer selbst, die ihre Schätzchen am besten kennen und die auch die besten Empfehlungen aussprechen können, speziell auf ihren Wein bezogen. Zur Messung der Temperatur dienen spezielle Thermometer oder auch Kühlmanschetten mit Anzeigevorrichtungen. Bedenken Sie, beim Einschenken erwärmt sich der Wein bereits um 1 bis 2 Grad und wird das Glas in der Hand gehalten, verliert der Wein noch schneller an Frische. Das ist übrigens der Grund, warum Weingläser langstielig ausgeführt sind. Am Stiel gehalten gelangt weniger Körperwärme an den Wein oder Sekt.
Generelle Anhaltswerte für Trinktemperaturen
Jeder, der Wein mag, weiß, dass verschiedene Jahrgänge des selben Rebsaftes unterschiedlich geraten können. Das…
Wie immer trifft sich im Frühjahr in Bordeaux die Weinwelt zur Verkostung der Weine des…
Es gibt Weinkenner – oftmals von selbsternannten Gnaden – die können auf ganz schön schlau…
Primeurs – was ist das? Jedes Jahr finden die Primeurs in Bordeaux statt. Die Fassmuster…
Simonsig Kaapse Vonkel – der Funke vom Kap: Dieser Funke vom Kap ist tatsächlich auf…
Bei der Produktion eines veganen Weines muss nicht nur die Klärung ohne tierische Inhaltsstoffe stattfinden,…
Kommentare zeigen