Amore Amarone – oder wie aus einem Unfall ein großer Klassiker wurde: Aus Venetien, nördlich von Verona, entstammt der gleichnamigen Region Valpolicella ein eher einfacher, leichter Wein. Der Valpolicella ist ein typisch italienischer Vertreter: gutmütig, fast sanft, und immer zu einem guten Essen zu genießen. Wie viele regionale Weine Italiens, hat dieser seine Liebhaber und hat es insbesondere in Deutschland geschafft, eine große Gefolgschaft zu finden. Der Valpolicella hat jedoch einen starken großen Bruder. Es gibt kaum Superlative, mit denen dieser Sumo-Ringer unter den Weinen noch nicht belegt wurde: der Amarone della Valpolicella oder kurz – Amarone. Mehr dazu in diesem Blogbeitrag.
Superlative werden eben deswegen immer wieder für diesen Rotwein gefunden, weil bereits sein Alkoholgehalt (g)astronomische Höhen von bis zu 17% erreichen kann, was einem Oloroso-Sherry entspricht, ohne dass allerdings beim Amarone irgendetwas aufgespritet wird („aufspriten“: Zugabe von 96-prozentigem Alkohol zu einem Wein, um so die Gärung zu stoppen und den Alkoholgehalt zu erhöhen).
Hinzu kommt die tiefdunkle Farbe des Amarone und das Geschmacksuniversum, das sich explosionsartig auf der Zunge ausbreitet, wenn diese Weinbombe im Mund des Kenners zündet. Unvorstellbar süß ist der Wein. Dabei verschmelzen Tabak, Kakao und überreife Früchte mit Fassaromen und Rumtopfnoten zu einem barocken Ganzen.
Allerdings ist der Amarone weder barock, noch hat er eine Jahrhunderte alte Tradition, wie zum Beispiel die Bordeauxweine. Der Amarone ist ein Kind des vorigen Jahrhunderts und dazu noch ein Wein-Unfall!
Der Legende nach – und Legenden gibt es in den Weinkellern dieser Welt bekanntlich viele – stellte in den dreißiger Jahren des vorigen Jahrhunderts ein Winzer den in der Region üblichen Süßwein her, der im Valpolicella rot ist und sich „Recioto“ nennt.
Dabei werden die geernteten Trauben getrocknet, was meist auf Drahtgestellen in Scheunen geschieht. Die Trauben verlieren etwa dreißig bis vierzig Prozent ihrer Flüssigkeit, wodurch Rosinen- und Tabaknoten entstehen. Diese traditionelle Trocknungsmethode nennt sich „Appassimento“ und führt beim Amarone zu seiner starken Konzentration und Aromendichte.
Hierbei, bzw. bei der anschließenden Fasslagerung, kam es jedoch zu einer unkontrollierten, weiteren Gärung, wobei die Hefen den Restzucker und die schöne Süße des Weins in ein etwas bitteres und schweres Rotweinmonster verwandelten, was so gar nicht dem gewünschten Recioto entsprach. Dieser verkaufte sich aber so unheimlich gut. Der nun entstandene Rotwein schmeckte etwas bitter und erschien kaum verkäuflich. Bitter heißt übrigens auf Italienisch „Amaro“, sodass unser ungewolltes Kind gleich seinen passenden Namen erhalten hatte.
Doch was machten die findigen Italiener, da dieses Missgeschick wohl nicht nur einmal auftrat? Sie machten aus der Not eine Tugend und verkauften ihr neues Produkt ins Ausland, insbesondere
nach Kanada, wo viele Exil-Italiener lebten. Kanada war kalt und entsprach wenig dem sonnigen Italien auf der anderen Seite des Ozeans. So war ein wärmender Gruß aus der Heimat den Brüdern und Schwestern in Kanada mehr als willkommen, um kalte Winterabende mit dem Geschmack der Trauben Venetiens zu bereichern.
Die Herstellung des Amarone ist aufwändig und zeitintensiv. Die Trauben müssen häufig gewendet, umgeschichtet und faulende Beeren aussortiert werden. Die Prozedur wurde über die Jahre verfeinert. Heute werden zum Beispiel Ventilatoren eingesetzt, um den Fäulnisprozessen stärker entgegenwirken zu können und damit noch mehr Belüftung erfolgt.
Das Ergebnis kann jedoch mehr als überzeugen. Daher unser Motto: Amore Amarone!
Um Ihnen jetzt noch ein Beispiel für einen Amarone unseres Geschmacks zu nennen, würden wir Ihnen vorschlagen, doch einmal den Zenato Amarone della Valpolicella Classico DOC zu probieren. Bei der Frühjahrsverkostung von Mundus Vini hat dieser Wein eine der begehrten Goldmedaillen gewonnen. Dieser Rotwein ist ein wahres Juwel aus dem Hause Zenato und entstammt Corvina, Rondinella, Oseleta und Croatina Trauben, die in Venetien wunderbar gedeihen.
Was sagen Sie zum Amarone? Hat er Ihr Herz bereits überzeugt? Wie lauten Ihre Erfahrungen? Schreiben Sie uns gern.
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