Wir räumen hier weiter mit angeblichen Weisheiten und Irrglauben rund um die bunte Welt des Weines auf. Über vier neue Weinmythen, ihren Wahrheitsgehalt und unsere Empfehlungen lest ihr in diesem zweiten Teil. Mit diesem Wissen gewappnet steht dem entspannten Weingenuss, ohne lästige und vor allem unnötige Bedenken, nichts mehr im Wege.
Einige Winzer verschließen ihre Weine ausschließlich mit Naturkorken, da viele Konsumenten immer noch der Ansicht sind, dass Schraubverschlüsse auf einen minderwertigen Billigwein schließen lassen. Dies ist jedoch ein großer Irrtum, denn ein Korkschaden kann den Geschmack eines Weines verderben. Das ist besonders bei hochwertigen und teuren Weinen sehr schade. Die Verwendung von Verschlüssen aus Kork ist daher lediglich auf Marketingentscheidungen oder auf ein ausgeprägtes Traditionsbewusstsein des Winzers zurückzuführen. Da Schraubverschlüsse vor allem bei jungen Weinen eine praktische und günstige Alternative darstellen, steigen auch immer mehr renommierte Winzer, die erstklassige Weine produzieren, darauf um.
Die Reaktion mit Sauerstoff bewirkt bei hochwertigen Rotweinen , dass die Aromen sich besser entfalten können und sich die Flüssigkeit von den Ablagerungen am Flaschenboden, dem sogenannten Depot, trennen. Ein hochwertiger Wein, der einige Zeit atmen kann, wirkt daher meist weicher und runder am Gaumen. Viele Weingenießer öffnen aus diesem Grund die Flasche einige Zeit vor dem Trinken, um den Wein atmen zu lassen. Dabei handelt es sich jedoch um ein wirkungsloses Ritual, denn durch den engen Flaschenhals kommt kaum Kontakt der Flüssigkeit mit dem Sauerstoff zustande. Rotweine können am besten atmen, wenn sie in einen Dekanter umgegossen werden. Allerdings ist auch das Dekantieren bei den meisten handelsüblichen Rotweinen nicht notwendig, denn ihr Geschmack lässt sich dadurch nur unwesentlich verbessern. Schmeckt der Wein jedoch nach dem Öffnen etwas stumpf oder ihr bemerkt Depot am Flaschenboden, kann das Umgießen in eine Karaffe den Trinkgenuss durchaus positiv beeinflussen. Mehr zum Dekantieren und Karaffieren könnt ihr in unserem Beitrag Wein trinken: Dos & Dont‘s nachlesen.
Wenn sie auf dem Etikett „Verschnitt“ oder mehrere Rebsorten lesen, denken viele Weintrinker, dass Sie ein minderwertiges, gepanschtes Produkt in Händen halten. Diese Verallgemeinerung ist allerdings falsch. Verschnitt bezeichnet lediglich die Methode, verschiedene Rebsorten in einem Gärbehälter gemeinsam zu keltern, um einen neuen Wein zu kreieren. Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um eine hohe Kunst, die langjährige Erfahrung im Keltern voraussetzt. Im Französischen heißt Verschnitt übrigens „Cuvée“ – ein international gebräuchliches Wort, das viele Weintrinker automatisch mit hochwertiger Qualität gleichsetzen. So fallen beispielsweise die weltbekannten Bordeaux-Weine in diese Kategorie.
Bei vielen Produkten ist ein hoher Preis ein verlässlicher Indikator für hochwertige Qualität. Auf Wein trifft dies allerdings nur bedingt zu. Viele Top-Winzer mit internationalem Ruf bieten Ihre Weine zu hohen Preisen an. Sie wissen, dass viele Konsumenten bereit sind, für einen renommierten Namen auf dem Etikett deutlich mehr zu zahlen. Natürlich bereitet es jedem Genießer Freude, hin und wieder in einen teuren und prestigeträchtigen Wein zu investieren und diesen ausgiebig zu genießen. Der Handel bietet jedoch viele Weine zu erschwinglichen Preisen an, die den edlen Tropfen renommierter Winzer an Geschmack um nichts nachstehen.
Ohne Zweifel gibt es im Zusammenhang mit Wein gewaltiges Fachwissen und wer wirklich mag, der lernt nie aus. Denn letztlich schulen auch die größten Weinexperten den Kopf mit jeder neuen Einsicht und den Gaumen mit jedem neuen Glas, das probiert wird. Doch viele Sprichwörter und Volksweisheiten, mit denen man im Alltag konfrontiert wird, sind völlig haltlos. Wer diese Vorurteile links liegen lässt, hat einen großen Vorteil: Es kommt noch mehr Wein in Frage, der den eigenen Geschmack perfekt treffen könnte – auch ein Verschnitt mit Schraubverschluss.
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