Wein ist ein uraltes Kulturgut. Viele der bereits vor Jahrhunderten erfundenen Techniken und Philosophien gelten noch heute, teils uneingeschränkt. Wer aber nun denkt, dass die Weinherstellung ausschließlich in den Händen konservativer Kräfte liegt, die gestrigen Ideen nachgehen, der irrt. Der Computer hat auch hier seinen Siegeszug angetreten und rund um den Globus hat Hightech in die Weinberge und die Keller Einzug gehalten. Einen Bereich möchten wir Ihnen heute gerne vorstellen…
Wir stellen daher vor: den optical sorting-table. Oder auf Deutsch: die optische Sortiermaschine. Gerade in mittleren und schlechten Jahren kann der Einsatz eines solchen Gerätes den Unterschied zwischen einem guten und einem bestenfalls mittelmäßigen Wein ausmachen. Wer heute in der Weinwelt etwas auf sich hält beziehungsweise kompromisslose Qualitäten liefern will, kommt um diese Maschine nur schwerlich nicht umhin. Wenn man sie sich denn leisten kann: Etwa eine Viertelmillion Euro kostet das Wunderding. Château Palmer in Bordeaux, Opus One in Kalifornien, aber auch Deutsche Weingüter wie Karl H. Johner setzen sie ein.
Aber wie und warum kann die Maschine so viel bewirken? Dazu muss man die Funktionsweise der Sortiermaschine kennen. Dann erschließt sich schnell, dass sie in Wirkungsweise und Geschwindigkeit dem Menschen weit überlegen ist. Zuerst wird das Lesegut, wenn es im Keller frisch geerntet angeliefert wird, auf einem großen Rütteltisch ausgebreitet und auseinandergepflückt. Dann folgt ein Fließband, auf dem die Trauben maschinell entrappt werden. Die Sortiermaschine selbst ist es dann, die die eigentliche Selektion durchführt.
Und das geht so: Ein Computer ist darauf programmiert, die „ideale“ Traube zu erkennen, das heißt, er hat eine Vorgabe, wie eine für die Weinbereitung verwendbare Traube aussehen muss. Per Hochgeschwindigkeits-Zeilen-Kamera und Laser überwacht der Rechner in Sekundenbruchteilen, ob es sich um farblich nicht passende Beeren (die zum Beispiel unreif oder überreif sein können), kaputte und zerquetschte Trauben, Stiele, kleine Tiere, Blätter oder sonstige Fremdkörper handelt. Dieser Vorgang erfolgt in einer für das Auge kaum nachvollziehbaren Geschwindigkeit, in dem dieses Material mithilfe von Düsen, die einen stark konzentrierten Luftstrahl aussenden, aus dem Lesegut herausgeblasen wird.
Im Internet gibt es hierzu sehr anschauliche Videos. Aber Achtung: Erst in der Zeitlupe, bei zigfacher Verlangsamung, ist dieser Vorgang überhaupt erkennbar. Das Ergebnis ist ein nahezu perfekt selektiertes Traubengut. Dies setzt allerdings auch die richtige Einstellung der Maschine voraus, insbesondere der Toleranzen, was entsprechende Fachkenntnis des Bedieners erfordert.
In guten Jahrgängen, wenn das „Ausgangsmaterial Traube“ ohnehin unbedenklich ist, ist der Einsatz der Sortiermaschine in aller Regel nicht erforderlich. Gilt es aber, aufgrund drohender Schlechtwetterlagen, schnell zu ernten, schafft die Maschine mehr als jede Equipe dies könnte. Hinzu kommt, dass der Mensch irgendwann ermüdet und die Konzentration nachlässt, was natürlicherweise dazu führt, dass Fremdkörper durchrutschen können. Dies führte früher nicht selten dazu, dass im Gärtank auch der ein oder andere Frosch sein (wein-)seliges Ende fand oder Stöcke aus dem Weinberg unfreiwillig Tannine beisteuerten.
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